Wenn der Mann nicht loskommt – Die Mutterwunde und ihre Folgen

04. Juni 2025

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Darum geht es

Warum scheitern so viele Männer in ihren Beziehungen – obwohl sie sich nach Freiheit, Klarheit und Kraft sehnen? In dieser Folge gehen Axel und Daniel einem der tiefsten Gründe auf den Grund: der Mutterwunde. Sie sprechen darüber, wie emotionale Abhängigkeit von der Mutter Männer innerlich bindet – und wie sie unbewusst ihre Partnerin zur Mutter machen. Es geht um die Angst vor Abgrenzung, Entscheidungsschwäche, sexuelle Unfreiheit und die Rolle der Frau in einer polaritätslosen Beziehung. Du erfährst: Warum viele Männer keine reifen Beziehungen führen können Wieso deine Partnerin nicht deine Mutter ist, aber oft so behandelt wird Wie die Mutterwunde deine Sexualität beeinflusst Was es wirklich heißt, sich zu lösen – ohne Schuld, ohne Rebellion Warum der „Schlüssel unter dem Kissen der Mutter“ eine heilige Schwelle ist Und: Daniel und Axel teilen eigene Erfahrungen mit der Mutterwunde und erzählen, was sich verändert hat, seit sie sich dieser Verletzung stellen. Mehr erfahren:→ Männercamp im Naturpark Eifel: Ein Raum für deine Reifung.→ Infos & Anmeldung über den Link in den Shownotes. Jetzt reinhören und mit auf die Reise gehen: 👉 Folge uns auf Instagram: ⁠@the.generic.man⁠ & ⁠@maennercamp107⁠ 👉 Mehr Infos zum Männercamp: ⁠maennercamp-107.de⁠ Keywords: Mutterwunde, Männer und Beziehung, emotionale Reife, Loslösung, Polarität, Vaterrolle, innere Leere, Selbstverantwortung, Reifung, Partnerschaft, Bindungsmuster, Männlichkeit, Männercoaching, männliche Identität, Selbstwerdung, Männer in Beziehung, ungesunde Dynamiken, Schattenarbeit, Initiation, Männerthemen Podcast

Transkript

Daniel

Viele Männer wünschen sich Freiheit, Klarheit und Kraft, aber wenn es ernst wird, z.B. in Beziehungen, in ihrer Berufung, in der Partnerschaft, ziehen sie sich zurück, zweifeln und bremsen sich selbst. Oft liegt hinter dieser Ohnmacht eine alte, tief verankerte Bindung, nämlich die emotionale Abhängigkeit von der Mutter. In dieser Folge wollen wir deshalb über die sogenannte Mutterwunde sprechen.

Das ist ja der initiatische Begriff dafür. Was diese Mutterwunde mit unserem Leben macht, warum sie in Beziehungen sabotieren kann, warum viele Männer keine klare Grenze setzen können und warum deine Partnerin nicht deine Mutter ist, aber oft so behandelt wird. Axel, wenn wir gesellschaftlich hinschauen, wir sehen viele Männer, die zwar körperlich erwachsen sind, aber innerlich noch an die Mutter gebunden.

Wir sehen eine männliche Figur, die sich nach Geborgenheit sehnt, aber keine wirkliche Eigenständigkeit lebt. Wir haben das ja das letzte Mal schon angesprochen im Buch von Robert Blei. Da geht es sozusagen um den Diebstahl des Schlüssels für den Käfig des wilden Mannes, der unter den Kissen der Mutter versteckt ist.

Aber wir bleiben erstmal beim gesellschaftlichen Teil. Warum ist es heute so häufig geworden, dass die Mutter in vielen Familien emotional überpräsent ist und der Vater hingegen nicht so wirklich?

Axel

Das würde ich jetzt gar nicht so sehen wollen. Ich glaube, da hat sich schon was verändert, also was so nach außen geht. Aber die Prozesse, die wir uns anschauen dürfen, sind ja mehr die inneren Prozesse.

Da werden wir ganz früh konfrontiert mit einer Wirklichkeit, die da Symbiose heißt. Für uns Männer ist das ja ein unglaublicher Prozess zu lernen, sich aus dem Bannkreis der Mutter zu befreien, um frei zu werden für das eigene und im besten Falle natürlich auch diese Abnabelung so zu erleben, dass sie eine initialische Kraft mit sich bringt und freisetzt, damit ich meine Frau wählen kann. Du hast ja vorhin so eingeleitet, dass viele Männer – und da kann man denen ja jetzt gar nicht ans Bein pinkeln – nie gelernt haben, in einer gewissen Weise autonom zu sein, weil sie einen innerseelischen Kontakt oder innerseelischen Prozess nicht durchlaufen haben.

Das nennt man Abnabelung. Das heißt, sie bleiben auf einer bestimmten Ebene mit diesem mütterlichen Prinzip verbunden. Das hat ja eben ganz viele Auswirkungen.

Deswegen sagen ja viele Frauen auch, Mensch, bin ich deine Mutter, wenn es um Konflikte geht oder wenn der Mann nicht in seiner Kraft ist oder wenn er eine gewisse Ausrichtung oder Verantwortung nicht greifen kann, das ist meiner Meinung nach immer Ausdruck davon, dass wir immer wieder bei diesem Begriff bestimmte Initiationen, bestimmte Reifungsprozesse in uns nicht durchlaufen haben. Und die Folge ist natürlich, dass viele Männer sich ganz viel nach dem Weiblichen orientieren. Und dann sind wir jetzt schon wieder in dieser vielleicht auch frühen prägenden Zeit.

Es ist mal so, die Mutter gibt und das Kind nimmt oder die Eltern geben und die Kinder nehmen. Und wenn Eltern unterschiedlicherweise, Mütter oder Väter, auch in Not kommen oder mit ihren eigenen Themen beschäftigt sind, das spürt das Kind ja. Das heißt, das ist in dem System ja auch eingebettet.

Und sobald es dann anfängt und versucht umgekehrt, nämlich die Eltern und das System zu stützen und zu unterstützen, hat das den Preis, dass das Kind sich mehr und mehr von sich selbst trennen und verlassen muss. Und ja, wenn die Mutter leidet, kann man mal sagen, wenn die Mutter das Weibliche leidet, springt im Männlichen häufig was an. Das ist so ein alternativer Impuls in uns Männern.

Wir können häufig nicht unterscheiden oder viele haben es nicht so gelernt, so zu unterscheiden, dass auch die Mutter einen eigenen Prozess, einen eigenen Weg zu gehen hat und unsere Frauen ja auch. Und wenn ich versuche, dem Weiblichen zu entsprechen, was ja viele Männer tun, dann hat das eine Folge, also auch in der Beziehung. In vielen Fällen wird der Mann unattraktiv, in vielen Fällen zieht sich die Liebe was zurück, der Kontakt geht verloren.

Und das ist ja normalerweise auch eine Möglichkeit, also wenn ein Paar das ja schafft, in Kontakt zu tragen und sagen, hör mal, ey, da fühle ich dich nicht oder was ist denn da los bei dir? Also wo so ein Interesse an dieser Unfreiheit oder der nicht gelebten Autonomie im Manne spürbar wird. Dann weist die Frau in vielen Fällen den Mann ja auf etwas hin.

Und das finde ich grundsätzlich erst mal unterstützend. Wenn die Frau das tut und auch kann und der Mann das natürlich auch dafür offen ist und sagt, war mir nicht so bewusst, läuft aber in vielen Fällen nicht. Jetzt muss man sich immer wieder vergegenwärtigen, also wir Männer waren neun Monate zellulär in einem weiblichen Raum.

Alles was wir brauchten, um zu leben, kam im und über das Weibliche. Dann kann man sich natürlich fragen, ja dann sei man ein freier Mann, dann lebe mal deine Form von Beziehung. Wenn die Ursprungsbindungen so tief symbiotisch in uns mit dem Weiblichen verkörpert oder verbunden waren.

Daniel

Du hast jetzt gerade schon ein paar Sachen gesagt. Nämlich dieses fehlende Verantwortungsbewusstsein zum Beispiel. Es gibt ja jetzt ein paar gesellschaftliche Bedingungen, die diese emotional verstärkte Bindung zur Mutter, würde ich es jetzt mal nennen, fördern.

Zum Beispiel haben wir ja jetzt ganz viele Generationen abwesender Väter hinter uns. Da können wir auch noch mal zu einer Folge zur Vaterwunde darüber sprechen. Das heißt, wir haben Nachkriegsgenerationen.

Gerade erleben wir viele alleinerziehende Mütter, was natürlich auch dazu führt, dass das Kind in einer verstärkten Überbindung, würde ich es jetzt mal nennen, zur Mutter irgendwie groß wird. Gibt es denn heute ein Männerbild, das Mütter emotional erfüllt, aber keine reifen Männer mehr hervorbringt? Also etwas, was von der Mutter ausgeht quasi.

Axel

Ja, da müssen wir mal die Mütter fragen. Ich weiß nicht, wie das Bild der Mütter ist, was eine erfüllte Männlichkeit abbilden kann. Ich glaube, das ist immer auch so.

Natürlich, auch die Mütter sind ja geprägt. Die haben eine Geschichte. Die haben natürlich auch Kontakt mit ihren Vätern gehabt, also mit dem Männlichen.

Also auch je nachdem, wie die Mutter schon eigene Erfahrungen mit und über das Männliche gemacht hat, wird sie vielleicht bewusst oder unbewusst an den Sohn oder an die Tochter auch etwas weitergeben. Was natürlich eine Folge hat. Natürlich sind wir, wir sprechen ja schon seit Jahrhunderten davon, eine vaterlose Gesellschaft.

Deswegen, ich glaube, es ändert sich wieder ein bisschen mehr, dadurch, dass die Väter auch größere Verantwortung mehr übernehmen wollen, auch wenn es um Vaterwirklichkeit geht oder Vaterschaft geht. Da ändert sich meiner Meinung nach was. Aber zellulär, und ich glaube, das ist ja eines der tiefsten in uns Bereiche, die sind meistens immer noch gebunden oder verbunden.

Ich frage mich ja manchmal, wieso viele Männer das Weibliche unterdrücken müssen oder kontrollieren müssen. Das ist ja eine Folge davon, dass sie eine starke Frau, wie soll ich sagen, eine starke Mutter in ihrem Leben erlebt haben. Und dann irgendwie, um sich selbst zu bewahren, müssen sie das Gegenüber, also in dem Falle das Weibliche, irgendwie auch unterdrücken oder missachten.

Und das ist ja ein Ausdruck von der Mutterwunde. Also diese gebundenen Söhne, die wir ja in vielen Fällen noch sind. Also wenn ich mich so im Männerfeld so umgucke, da erlebe ich ganz viele noch muttergebundene Söhne.

Und das ist keine Wertung. Aber ich bin ja so ein Fan davon. Ich kann mich eigentlich immer nur wiederholen, was die Folgen von diesen nichtinitiatischen Prozessen auch für unsere Gesellschaft, für unsere Beziehungen, also gerade auch nach freier und vielleicht auch respektvoller Art und Weise gegenüber dem Weiblichen entstehen lassen kann.

Aber sie gibt es so gut wie kaum noch. Das ist und bleibt ein großes, großes Feld, was noch nicht so bestellt ist. Und wo ich glaube oder auch ich oder wir ja auch unseren Einsatz waren, ein Bewusstsein für genau solche Prozesse wieder zu erwirken, dass wir sehen können, es gibt eigentlich nichts Neues.

Also alles setzt sich auf tiefe, auch Ascharchen Erfahrungen. Und die Stammeskulturen, die hatten ganz klar, dass es diese Abnabelung braucht.

Daniel

Jetzt kenne ich dich ja schon ein bisschen länger und du benutzt auch gerne den Satz, wenn der Vater nicht verfügbar ist, schnappt sich die Mutter den Sohn. Was genau meinst du denn damit? Weil ich glaube, dass das ganz gut zu der Frage passt, die ich vorher gestellt habe.

Axel

Ja, das hat sehr viele Bereiche, viele Ebenen. Also ich bin ja so ein Beobachter und ich schaue gerne irgendwie auch, wenn ich draußen bin oder auch unsere Familien sehe. Das ist ein häufiges Bild, dass der Sohn meistens neben der Mutter läuft und die Tochter neben dem Vater.

Das ist mir so häufig aufgefallen. Da kann man sagen, es ist Mutters Sohn und Vaters Tochter. Das scheint so etwas, das was in den eigenen Beziehungskontexten zwischen Mann und Frau, zwischen Vater und Mutter vielleicht nicht wirklich so entstanden ist, wird dann sozusagen kompensiert über den Kontakt zu der Tochter oder kompensiert über den Kontakt zum Sohn.

Und das ist ja manchmal so willentlich, also willentlich will ich nicht sagen, aber in vielen Fällen nimmt sich die Mutter den Sohn statt den Vater als Mann. Und dann wären das die jungen Prinzen, die jungen Helden, die dann irgendwie so von der Mutter hochgehoben werden. Und du bist meins.

Ich meine, ich habe ja selber so Mutterprozesse in mir, wie jeder. Und ich will da in keinster Weise, aber alleine die Formulierung du bist mein Sohn. Also mein Sohn heißt ja auch du bist meins.

Und alleine dieses Bewusstsein, das erstmal auch zu lernen zu unterscheiden. Wir gehören niemandem, weder dem Vater noch der Mutter. Aber wie wir in einer tiefen Abhängigkeit, also auch Bezugsabhängigkeit zu den Eltern erstmal stehen.

Und in vielen Fällen sind natürlich die Kinder oder auch die Säuglinge, den Eltern, primär vielleicht auch manchmal der Mutter, zutiefst ausgeliefert. Ich meine, mach so lange Männerarbeit und wenn man mal auf diese Mutterwirklichkeit kommt, ich frage ja manchmal so die Männer, was hat denn deine Mutter dir zu verstehen gegeben, wenn es um deinen Vater ging? Also da legst du dich nieder, was die auch sagen.

Und die sind manchmal nicht so in Worte, aber emotional fühlbar für die Kinder gewesen. Eins der Klassiker ist ja, werd bloß nicht so wie dein Vater. Das ist so eine tiefe Verletzung und eine Trennung in uns Männern, wenn es um den Vater geht.

Daniel

Ja, 80 Prozent der Kommunikation findet ja nonverbal statt, das darf man nicht vergessen.

Axel

Na ja, ich meine, deswegen meine ich das, das Kind nimmt es ja auch meistens nonverbal oder energetisch auf. Das spürt ja, wenn die Eltern entweder wirklich miteinander in Beziehung sind oder wenn da jeder so seinen Stiefel fährt und die nicht so das Gemeinsame oder das Miteinander so wahrnehmen können. Das Kind reagiert auf die Umstände.

Wenn die Eltern sich viel schreiten, muss das Kind irgendwann entweder, man sagt ja, das Kind geht immer dahin, wo es das größte Leid fühlt. Wenn die Mutter stark leidet im Kontakt mit dem männlichen, mit dem Vater oder mit dem Mann, dann solidarisiert sich der Sohn oder auch die Tochter mit dem, der am stärksten leidet und versucht das System in dem Mutter oder Vater zu unterstützen. Im Kern ist es ja die Wahrheit, wenn die Eltern gehen und die Kinder nehmen, dann hat das schon eine gute Grundlage.

Ich werde das nie vergessen, es rief mich wirklich meine Mutter an und sagte, hören Sie mal, Herr Schmidt, ich spüre ganz genau, mein Sohn steht an einer Schwelle. Kann ich ihn als Mutter initiieren? Die Frage muss man mal sinken lassen.

Ich fand das großartig von der Mutter, weil die genau gefühlt hat, dass es was braucht, dass der Sohn freikommt. Aber die Idee, ob sie das machen kann und in welcher Weise, ich meine, es gibt ja viele Möglichkeiten, aber ich glaube, das ist irgendwie ein Vorgang, den Robert Blay, jeder Mann braucht eine zweite Geburt. Das heißt ja nichts anderes, als dass der Mann ein Feld braucht oder der Heranwachsende ein Feld braucht, wo genau diese Prozesse auch stattfinden können.

Jetzt können wir uns ja mal, du dich und ich mich, umschauen, wo gibt es solche Felder? Wo ist dieses Bewusstsein auch in den Eltern noch vertreten, dass die genau spüren, wie wichtig und bedeutsam so Übergänge sind für so einen Sohn oder für so eine Tochter? Ich weiß doch, ich habe ja zwei Kinder, sind es ja nicht mehr, aber zwei Wesen in diese Welt gebracht und einmal die Tabea, meine Tochter, oder meine Tochter, unsere Tochter, die ist eingeschult worden und dann bin ich extra mal zu der Schulleitung hingefahren und habe gefragt, macht ihr irgendwas wie ein Ritual, wo deutlich wird, dass hier ein Übergang stattfindet?

Haben die gesagt, nein, machen wir nicht. Dann habe ich das ein bisschen abgeguckt bei den Anthroposophen, das hat mich damals beeindruckt, die haben nämlich ein Tor gebaut, eine Schwelle und jedes Schulkind trat praktisch vor dieses Tor, wurde mit Namen aufgerufen und dann durfte es durch so ein Spalier von Zweitklässler, also die ein Jahr vorher eingeschult worden sind, ein Spalier gebildet und das neue Schulkind ging durch dieses Spalier, durch dieses Tor und wurde von der Lehrerin oder von dem Lehrer auf der anderen Seite empfangen. Was ist das?

Einfaches Ritual, große Wirkung, weil dann spürt das Wesen, die Seele, hier hört was auf, das ist ja meistens die Kleinkindphase, stirbt und das Schulkind wird gebrochen. Und dann habe ich damals oder wir, der Tabea, so ein Tor gebaut und das war immer wieder, wenn ich das so sehe, wirklich auch ergreifend, wie so ein kleines Wesen, vielleicht auch gar nicht verstehend, was da passiert, außer dass man sagt, okay, wenn du durch dieses Tor gehst, dann wird sich was verändern, dann hört was auf, es fängt was Neues an. Und dieses Bewusstsein, das fehlt uns in vielen Fällen gänzlich.

Wir übergehen unglaublich wichtige, bedeutsame Entwicklungsphasen und irritieren oder sind orientierungslos, wie wir durchs Leben laufen. War jetzt ein kleiner Schlenker.

Daniel

Ich habe überlegt, ob ich dich einfange mit meinem Seil, aber ich fand es ganz spannend. Du hast ja gesagt, wenn du so die Männer siehst, die an der Seite ihrer Mütter laufen, die jungen Männer. Und ich hatte jetzt so die Idee, die Söhne werden ja von ihren Müttern auch auf irgendeine Art und Weise geformt, indem du zum Beispiel sagst, werde bloß nicht so wie dein Vater, ich zeige dir, wie du zu sein hast, aus meiner Perspektive heraus, damit du eben meine Erwartungen an das Männliche erfüllen kannst.

Wie zeigt sich das denn in heutigen Paarbeziehungen? Frauen suchen ja oft einen starken Mann prinzipiell, aber bekommen eben diesen angepassten Sohn, der ja von den Müttern quasi dazu trainiert wurde, der Frau zu gefallen.

Axel

Ich würde das wiederum nicht so einseitig sehen, dass es nur die Mütter machen, die Väter machen es ja auch in der Erziehung. Das hat ja immer Folgen, wenn die Mutter dem Kind zu verstehen gibt, sei so und nicht so. Und wenn du so bist, wie es mir entspricht, kriegst du meine Liebe, meine Aufmerksamkeit.

So formen sich ja schon mal so grundsätzlich auch Haltungen oder auch Sichtweisen. Und das würde ich beim Vater ähnlich sehen. Ich habe mal mit einem Vater, der dann auch sagte, das Kind ist mein Ein und Alles.

Und alleine, wenn man das schon so hört, das ist viel zu viel für das Kind. Das Kind ist ein freies Wesen und hat ein Recht darauf auf Entfaltung, auf freie Entfaltung. Und natürlich, ich meine allein dieses Wort, ich mag das gar nicht, dass wir Eltern oder wir Menschen meinen, wir müssten Kinder erziehen.

Das ist für mich eines der schlimmsten Einwirkungen, die wir tun können. Und dann fängt genau das an, dass die Eltern den Kindern zu verstehen geben, wie Männer sind, wie Frauen sind, wie die Welt ist. Die versuchen ja sozusagen, den Kindern das Leben irgendwie anzutragen.

Hinzu kommt ja dann häufig, dass eine gewisse, auch vielleicht innere oder körperliche Lebendigkeit wieder eingefangen wird, dass so eine gewisse Freiheit sich zu entfalten und Lust, was auszuprobieren. Ich meine, wir haben alle so was wie eine Reinlichkeitserziehung genossen. Also ich finde das so super, wenn ich mal so Eltern sehe, wo die Kinder wirklich noch in den Matsch gehen dürfen.

Und auch Sonntags, auch mit der Sonntagshose, mit dem Sonntagskleidchen. Also wie wir alle in so eine Form gegossen werden, wie wir in welcher Weise zu leben und zu sein haben. Und das ist natürlich über viele Jahrhunderte auch entstanden, nur das ist nicht unser Leben.

Deswegen sind wir wieder an dem Punkt, früher oder später werden wir ja eingeladen, auch über Beziehungen. Und ich kenne kaum Paare, wo Beziehung wirklich gut läuft. Und ich arbeite natürlich auch mit Paaren und entdecke immer wieder, wie auch ein Gefälle da ist.

Die Frau in gewisser Weise etwas übernimmt, was eigentlich die Aufgabe des Männlichen wäre, und eigentlich den Preis zahlt, dass sie mehr den Kontakt zu ihrer Weiblichkeit verliert. Und jetzt kann ich wieder sagen, die Männer auf einer bestimmten Ebene rausgefallen sind oder auch nicht mehr ins Handeln kommen. Also viele Beziehungen.

Häufig frage ich immer nach, wer hatte den Impuls, in Paratherapie zu gehen. Häufig sind es die Frauen, die dann sagen, wieso will ich das nicht mehr, so geht das für mich nicht mehr. Und die Männer, und das scheint ja auch irgendwie ein Ausdruck zu sein, dass viele Männer erst wirklich dann wach werden, wenn die Frau weg ist.

Und ich glaube, viele Frauen haben viele, viele Informationen im Vorfeld schon gesendet, die der Mann vielleicht gehört hat oder vielleicht nicht gehört hat, also nicht darauf reagiert hat. Läuft schon. Und in vielen Fällen hat das eine Folge, wenn der Mann sich nicht wirklich öffnet für diesen Prozess.

Und das ist ja was Heilsames, wenn Männer und Frauen an diesem Punkt sich gemeinsam auch bewegen, gemeinsam auch einen Prozess machen. Also jeder für sich. Im besten Fall natürlich auch so einen gemeinsamen Paarprozess.

Und da wird häufig so viel deutlich. Ich war ja auch insgesamt, also jetzt mit meiner zweiten Ehe war ich ja 24 Jahre verheiratet. Und wie wir uns dann getrennt haben, haben wir so zwei Jahre einen Paarprozess gemacht.

Und das fand ich unglaublich wertvoll. Also für mich persönlich als Mann und natürlich auch so für unsere Beziehung. Und dann habe ich manchmal mich wirklich so in diesen Sitzungen auch gefragt, wie kann man das so machen, dass man sich so verlässt?

Statt dann meine innere Wahrheit zu formulieren, das ja in dem Fall meiner Frau auch zuzumuten, lässt etwas oder hat etwas in mir das einfach so laufen lassen. Ich habe es gespürt, dass es nicht stimmt und habe es laufen lassen. Und das war ja, das ist ja fatal für eine Beziehung, wenn das nicht in Kontakt kommt.

Und dann kann ich mich natürlich auch fragen, was war das denn so und wieso und in welcher Weise. Und das hat ja ganz viel Vorlauf gehabt. Also wenn ich so auf diese Beziehungsdynamik oder auf den roten Faden meiner Beziehung so schaue und das hat ja auch was mit meiner Mutter Wirklichkeit zu tun.

Wenn ich so, wenn man so hinguckt, die erste Beziehung für uns Männer ist das mütterliche Prinzip. Und so wie ich meine Bindung mit meiner Mutter erlebt habe, daraus ist so entstanden, traue nie wieder einer Frau. Also da ist ein unglaublich tiefes Misstrauen in mir entstanden, dem weiblichen Gegenüber.

Und das hat viele, viele Stunden, viel, viel, viel Schmerz, viele, viele Tränen gebraucht, um zu erkennen, um was es da eigentlich so ging. Also wie tief verletzt ich über diese frühe Situation auch mit meiner Mutter war. Und ich würde jetzt nicht sagen, meine Mutter hat da was schlecht gemacht.

Sondern die Folgen, das ist ja eben so, die Mutterwunde resultiert natürlich aus der Wunde, die sie sozusagen in sich getragen hat. So wird ja in vielen Fällen die Wunden immer so weitergetragen. Von den Eltern zu den Kindern, die Kinder wieder zu ihren Kindern.

Bis man anfängt oder bis Bewusstsein wächst, dass man lernt, sich dieser Wunde zu stellen. Und es gibt so etwas wie so eine Wunde oder Wundenprinzip. Also ich würde es so benennen, jeder Mensch, jedes Wesen, das in diese Welt reingeboren wird, wird diesem Prinzip der Wunde, also der Verletzung begegnen.

Es gibt keinen, der hier unverletzt durchgeht. Also habe ich noch keinen erlebt. Jeder hat Themen in sich, jeder hat Unfreiheiten in sich, jeder hat Schmerz in sich.

Und damit natürlich auch bestimmte Strukturen entwickelt. Und damit leben wir dann erstmal unser Leben.

Daniel

Ja, wir haben jetzt gelernt, die Mutterwunde ist kein psychologisches Phänomen, sondern eher ein existenzieller Riss. Und ich habe natürlich auch persönliche Erfahrungen mit meiner Mutterwunde. Ich bin da auch gerade in tiefen Prozessen, in der Konfrontation auch, in der Klage, wie du es nennst.

Das heißt, ich habe letzte Woche ein Gespräch mit meiner Mutter begonnen, wie die Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin, mich verletzt hat. Und bei mir waren das zum Beispiel so Sachen, dass ich keine Grenzen setzen konnte für mich. Meine Grenzen wurden immer überschritten.

Und deshalb habe ich nie gelernt, Grenzen zu setzen. Ich war immer der Typ, der Ja sagt. Und ja, ich mache das noch.

Und klar, helfe ich dir gern. Ja, mache ich gern. Aber eigentlich habe ich es nie gefühlt.

Ich habe auch immer eher das Bedürfnis gehabt, mich eigentlich abzugrenzen, aber konnte es immer nicht.

Axel

Ja, vielleicht mal hake ich da gerade ein, Daniel. Die Frage ist, was war für dich dann die Folge im Kontakt zum Weiblichen?

Daniel

Ja, dass ich über meine Bedürfnisse hinweggegangen bin. Und zwar immer und immer und immer wieder. Und dass ich quasi die Ausprägung meines eigenen Selbst nicht leben konnte und meine Entscheidungen auch nicht verkörpern und verteidigen konnte.

Ja, und das ist spannend.

Axel

Danke, dass du es so sagst. Ich hake noch mal gerne ein. Also mich interessiert wirklich, was all das, was du jetzt so benennst, in der Tiefe für dich sozusagen im Kontakt zum Weiblichen hinterlassen hat.

Du sagst, eigentlich hätte ich mal die Grenze setzen müssen, geht nicht. Aus welchem Grund auch immer. Aber die Folge ist ja, dass da etwas geschehen ist, wo deine Grenzen nicht geachtet wurden.

Daniel

Ja, und das ist bis heute spürbar, dass ich eine gewisse Distanz gewahrt habe, um dieser Grenzüberschreitung sozusagen vorzubeugen.

Axel

Das heißt, du hast dich ein Stück aus dem Kontakt zum Weiblichen bewahrt, also nicht ganz reingegeben.

Daniel

Ja, und was du auch vorhin angesprochen hast, ich habe mein Leben lang sehr viel Macht über Frauen ausgeübt als Ausgleichsbewegung quasi zu dem, was ich in meiner Kindheit erlebt habe, vor allem eben auf sexueller Ebene. Axel, was geschieht denn in einem Mann, der über Jahre hinweg genau wie ich jetzt seine Wahrheit unterdrückt und sich trotzdem, wir kommen immer auf die Mutter zurück, sich an der Mutter orientiert, statt eben an dem eigenen Weg? Wie zeigt sich dieser innere Konflikt im Alltag, zum Beispiel eben durch Entscheidungsschwäche oder Konfliktvermeidung oder auch eine gewisse Klarheit im Kontakt?

Meine Frau meckert zum Beispiel immer, sie vermisst so eine gewisse Klarheit in mir, wenn ich zum Beispiel Entscheidungen zwar treffen möchte, aber sie im Beziehungs- oder Familienkontext nicht klar vertreten kann, weil es immer ja auch andere berührt und da immer Kompromisse manchmal wünschenswert sind. Was war jetzt immer genau deine Frage? Was passiert, wenn ein Mann seine Wahrheit unterdrückt und sich stattdessen immer an der Mutter bzw.

dem mütterlichen Prinzip orientiert, um dann der Frau zu gefallen, zum Beispiel? Ja, der lebt ein Leben in Abhängigkeit.

Axel

Es bringt eine große Unfreiheit mit sich und das ist ein großes Thema. Wenn wir auf das schauen, was wir so Mangelbewusstsein nennen. Auch die Mutter, die hat bestimmte Dinge vielleicht uns nicht schenken können, die wir gebraucht hätten.

Wärme, Zuwendung, Beachtung, Kontakt, Berührung. Das sind ja alles grundlegende Bedürfnisse eines Wesens, was hier reingeboren wird. Und je nachdem, man spricht ja auch von dieser Bindungstheorie, wenn das so nach der Geburt nicht so gut läuft, allein das Stillen.

Wenn ein Kind nicht gestillt wird, geht schon was sehr Elementares verloren. Und es ist ja manchmal verrückt, wie heute schon alle diese natürlichen Prozesse so künstlich weggemacht werden. Auch die normale Geburt.

Was nimmt man dem Kind, dem Wesen für einen Prozess, dass Mütter sagen, obwohl sie konventionell gebären könnten, dass sie sagen, ich will einen Kaiserschnitt haben. Also das ist alles ein bisschen aus der Balance gefallen, finde ich. Es gibt nicht mehr diese Natürlichkeit in diesen Prozessen.

Du sprichst ja von der Folge, also ein Leben in Abhängigkeit zu führen, also in Unfreiheit, dass ich ständig gucken muss, dass ich irgendwas brauche. Das heißt, das ist ein kindliches Bewusstsein.

Kinder brauchen, Erwachsene können geben. Man ist immer wieder bei diesen großen Worten, einmal diese Form, Kinder werden bedürftig dann, weil etwas nicht kommt. Und dann als Erwachsene bedürftig zu sein, weil sie dann immer noch glauben, ich habe ein Recht darauf, das zu bekommen.

Wenn ich es jetzt nicht von meiner Mutter bekommen habe, dann habe ich auch zumindest ein Recht, dass meine Frau mir das gibt. Oder umgekehrt, dass die Tochter oder die Frau von einem Mann etwas haben will, was nicht geflossen ist, das ist noch kindliches Bewusstsein. Das heißt, es sind immer noch Projektionsflächen, dass etwas in uns selbst im Anspruch steht, ich habe ein Recht darauf, dass das noch kommt.

Und wenn wir ja ehrlich werden, wenn wir uns wirklich die Zeit und den Raum schenken, innezuhalten, egal wie wir was versucht haben, über die Struktur, die ja daraus entstanden ist, also auch ein Kind, wie muss ich sein, dass die Liebe der Mutter zu mir fließt? Was wird von mir erwartet, dass ich spüre, ich werde gesehen? Also diese ganzen Beachtungsthemen.

Wenn ein Kind diese ganz natürliche Form von Beachtung nicht bekommt, wirft sich in dem Kind etwas an. Und das ist sozusagen dann schon ein Teil einer Struktur, die wir 10, 20, 30, 40, 50, 60 Jahre leben können, ohne dass wir frei werden da drin. Und das meine ich, wenn wir dann ehrlich werden und sagen, okay, jetzt habe ich noch minus 30 Jahre diese Struktur, in der Hoffnung, wenn ich mich so verhalte, wenn ich mich anpasse, wenn ich alles für die Frau tue, dann wird das schon kommen.

Das ist ein Scheiterprogramm.

Daniel

Jetzt ist ein sehr schönes Thema. Ich habe letztens mal wieder mit einem Cousin gesprochen, der hat noch diesen schönen Begriff der ehelichen Pflichten verwendet. Was ich auch immer spannend finde, wie jemand überhaupt auf die Idee kommt, irgendwer wäre verpflichtet in so einem Rahmen zu irgendwas.

Aber das Thema ist gerade eine schöne Überleitung. Was macht denn diese Form von Unfreiheit und diese Form von Anspruch mit der sexuellen Kraft des Mannes?

Axel

Ich weiß auch, dass Sexualität auch ein Medium ist. Manchmal wird das ja willentlich eingesetzt, um sich gegenseitig abzustrafen oder damit einzuwirken. Das ist ja ein Bereich, wo ich finde, der ist auch sehr verloren gegangen, wenn es wirklich um Sexualität gehen will.

Auch da können wir schauen, wie wir als Herren, wachsende junge Männer, wie wurden wir überhaupt in diese Kraft der Sexualität oder der fallischen Kraft, ich nenne es ja die fallische Kraft, eingeführt und eingewiesen, dass das eine Kraft ist, die schöpferisch ist. Wo wir uns selbst eingestehen, das ist eine gute Kraft, die sozusagen neues Leben hervorbringt. Das ist nicht nur so ein Akt, drauf und fertig.

Aber wie wenig Bewusstsein auch für diese tiefe schöpferische Kraft so ist. Und Sexualität, so wie sie in vielen Fällen gelebt ist, ist, glaube ich, eher trennend, dass sie verbindend ist. Ich war ja auch sehr erstaunt, es gibt ja so einen Brief, wo deutlich wird, das ist noch nicht so lange her, dass Frauen ohne Einverständnis des Mannes nicht arbeiten durften.

Das ist noch nicht so lange her, ich weiß jetzt nicht genau mehr, also wie das noch sehr männlich geprägt war und der Mann sozusagen die Macht über das Weibliche hatte. Und dann war ja, da stand der Märchen auch drin, und die Frau hat den Vollzug der Ehe nicht geflichten. Also wenn man sich da so hingeht, und ich möchte nicht wirklich wissen, was da so läuft, Daniel, wie häufig Sexualität gelebt wird, weil es jetzt gelebt werden muss.

Und das ist ja was anderes, als wenn man sich in dieser Polarität begegnet und sozusagen seine sexuelle Kraft und seine sexuelle Lust dem Anderen schenkt. Und man gegenüber offen dafür ist und das auch als Geschenk annehmen lernt. Und ich weiß jetzt nicht, wie deine Erfahrungen sind, aber ich kann, wie auch immer, auf meine eigenen Erfahrungen zurück.

Also wie ich dann im vielen Fällen einen Umgang hatte, wie so Zurückweisungen. Ich hatte Lust oder so, und das Weibliche hat sozusagen gesagt, nee, läuft gerade nicht. Was das für eine Bewegung ist.

Ich gehe mit meinem Bedürfnis, aber vielleicht war da auch noch, vielleicht versteckt, auch eine Bedürftigkeit mit dem Spiel. Und die Frau sagt nein. Also wie gehen wir mit dieser Zurückweisung um?

Daniel

Wie tief geht das? Ja, da bin ich glücklich dran vorbeigeschlittert. Bei mir war es immer so, dass die Frauen öfter Sex wollten als ich.

Und ich war gut mit Pornografie ausgelastet. Das heißt, ich habe genau den anderen Teil erlebt. Aber inwiefern hemmt denn die Mutterwunde jetzt die Sexualität?

Also wir hatten ja jetzt dieses Thema, die Frau in der Beziehung übernimmt oft mehr Verantwortung. Also rutscht in eine Rolle, die, sage ich mal, eine Stufe über dem Mann ist, der fast in seine kindliche Rolle zurückfällt. Wie wirkt sich das denn auf die sexuelle Polarität aus?

Ja, ich würde sagen, die Frau verliert irgendwann die Lust an den Mann.

Axel

Und es gibt ja in Beziehungen immer so zwei Pole. Man kann immer sagen, Sexualität hat ja viel mit Nähe und Intimität zu tun. Es gibt immer so polare Kräfte.

Einer ist für Nähe zuständig, der andere für Distanz. Solche Paare finden sich ja häufig. Der eine will immer Nähe haben.

Und umso mehr der andere Nähe haben will, umso mehr geht der andere auf Distanz. Auch eine gute geschickte Paardynamik. Das ist nicht wirklich Kontakt, sondern da entsteht häufig ganz viel Streit und Leid drüber.

Auch die Frage, was verbinde ich als initiierter Mann mit Sexualität? Was ist das denn für eine Kraft in mir, die mir zur Verfügung steht? Du hast es vorhin auch so gesagt.

Ich mache mir echt manchmal Sorgen, muss ich sagen, aber Gedanken, wie auch unsere heranwachsenden Menschen, Männer und Frauen, wie Sexualität in welcher Weise da behauptet, so ein Bild, wenn man dazu guckt, wie früh, ich hatte jetzt noch mal einen Bericht gelesen, wie schon Acht- oder Neunjährigen der Zugang zu pornografischen Seiten offen war. Aber wenn die das sehen, so ist die Frage, was das bei denen hinterlässt. Diese Form von Pornografie hat mit Sexualität in keinster Weise was zu tun, wenn man das wirklich mal so getrennt betrachtet.

Dann wird ein Bild erzeugt und dann denken die, okay, Pornografie ist Sexualität. Und das läuft schon seit vielen Jahren. Seitdem das Internet so schnell geworden ist, ist das so ein Vorgang, und viele Männer verlieren sich ja dann auch in Pornografie, weil auf der Beziehungsebene in gewisser Weise das nicht wirklich in Kontakt kommt.

Wir sind ja scheinbar so eine offene Gesellschaft, wo Sexualität ja alles so offen ist und so. Ich würde sagen, meine Erfahrung in der Praxis, die sieht häufig ganz anders aus. Alles immer noch in Scham, Beschämung, zurückgenommen.

Also das ist nicht so frei, wie das so da draußen scheinbar läuft.

Daniel

Gar nicht. Beziehungsweise, das ist ein häufiges Thema, was ich auch mit Männern in meiner Arbeit erlebe, diese Scham, die sie haben, das, was sie sind und was sie sich wünschen, in den Beziehungskontext zu tragen. Also sie leben das lieber außerhalb der Beziehung aus, weil sie das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, dafür das in der Beziehung zu erleben.

Wir sind ja wieder beim jungen Verhalten, das irgendwie mit der eigenen Frau in den Kontakt zu tragen, wie du auch schon gesagt hast. Gibt es denn zum Thema der Mutterwunde von dir noch, gibt es typische Gedanken oder Glaubenssätze, die die Männer in die Arbeit mit dir mitbringen? Sowas wie, ich muss ja für meine Mutter da sein, oder solche Sachen?

Axel

Ich glaube, du hast mir ja auch mal einen Text geschickt von Henzing Klein. Ja, genau. Das steht ja auch für so eine Metapher.

Das heißt ja, wie viele Männer eigentlich in der Tiefe Angst haben, sich von dem Mütterlichen zu lösen, weil das mütterliche Prinzip dann leidet. Also ich verlasse ja etwas, was mich getragen hat, was mich hervorgebracht hat, was mich versorgt hat. Und dann bin ich undankbar, wenn ich meinen Weg gehe.

Deswegen gibt es einen großen Unterschied zwischen der Vaterklage und der Mutterklage. Bei der Vaterklage ist das für viele Männer viel einfacher, dem Vater wirklich das zuzumuten, was in ihm wirklich so als Klage liegt. Bei der Mutterklage ist das für viele Männer viel, viel schwieriger, weil diese Symbiotische der frühen Zeit, das klingt da mit rein.

Das heißt, wenn sie das mütterliche Prinzip anklagen, erleben viele so, ich darf das erstmal gar nicht, ich muss ja dankbar sein für das, was meine Mutter mir gegeben hat. Und auf der anderen Seite, wenn ich sie anklage, und das braucht eine große Form der Trennung, dass ein Bewusstsein entsteht, dass wir eben nicht mehr symbiotisch mit der Mutter sind, aber es sich in vielen Fällen manchmal noch so tief anfühlt. Das ist ja manchmal verrückt.

Ein Freund von mir, der erzählte mal, du sagst Mami zu deiner Mutter? Ja, sagt er. Ich sage, das ist nicht mehr angemessen.

Also alleine dieser Begriff, dass ein Erwachsener Mann mit 60 Jahren immer noch Mami sagt, das ist energetisch, finde ich, total ernehmend. Dann sagt man, was ja angemessen ist, Mutter und Vater. Aber Mami oder Mutti oder Papi oder Vati, das sind alles noch so, alleine wenn man das so sagt, dann macht sich etwas in einem selbst wieder zum kleinen Jungen.

Ich kenne das aus vielen Prozessen, wenn wir die Männer auf den Weg zum Vater geschickt haben, in dem Augenblick, wie die Mutter gemerkt hat, der Sohn ist auf dem Weg zum Vater, hat sie das boykottiert. Die Aufgabe war, du triffst deinen Vater ohne deine Mutter. Das war für viele Männer nicht möglich, weil die Mutter immer eingewirkt hat.

Da kann man sagen, du bist mein Sohn. Manche Mütter verhindern ganz bewusst den Weg zum Vater. Auch wenn du sagst, es gibt viele alleinerziehende Mütter.

In vielen Fällen, wenn sie es gut hinkriegen, ist es so, dass auch die alleinerziehenden Mütter, wenn man sich trennt, dass achtungsvoll über den Vater, über die Mutter gesprochen wird. Alleine, was da manchmal für Informationen laufen, das zerreißt so ein Wesen innerlich.

Daniel

Du sprichst gerade das wichtige Tor an. Du hast gerade gesagt, es geht darum, sich loszulösen. Jetzt können wir noch mal den Bogen spannen.

Jetzt sind wir beim archetypischen Teil. Auch hier spielt noch mal der Eisenhans eine Rolle. Wenn du jetzt Fragen, lieber Zuhörer, zur Geschichte über den Eisenhans hast, dann kannst du in die letzte Folge noch mal reinhören.

Da haben wir die ein bisschen ausführlicher behandelt. Jetzt geht es darum, der initiatische Schritt, den Schlüssel unter dem Kissen der Mutter zu klauen. Das ist ja quasi auch Symbol für, ich gehe jetzt zum wilden Mann.

Ein Stück von diesem Weg ist ja, zum Vater zu gehen. Und das sabotiert die Mutter gern, weil sie dann Angst hat, ihre Stelle zu verlieren. Beziehungsweise, dass dieser Schlüssel zum Herzen des Sohnes, könnte man jetzt interpretieren, dadurch verloren geht.

Aber in der Geschichte verstößt der Sohn gegen dieses Verbot. Und er klaut den Schlüssel unter dem Kissen der Mutter. Was bedeutet das denn, Axel, für unser heutiges Männerbild?

Also dieser wilde Mann steht ja für das unterdrückte, lebendige, unvergleichbare, und wieso ist dieser Schritt so essentiell, um sich vom mütterlichen Prinzip in sein eigenes Leben zu entwickeln?

Axel

Also so wie ich das ja verstehe, liegt das so uns zugrunde, dass wir alle einen ureigenen Weg zu gehen haben. Selbstbestimmt und in einer gewissen Form der Autonomie. Und wenn diese Prozesse in gewisser Weise nicht laufend sind, oder stattfinden können, nämlich das, was du ja sagst, ist ja die Ablösung oder die Abnablung von dem mütterlichen Prinzip, dann leben wir nicht unser Leben und wir gehen noch nicht den eigenen Weg.

Und das macht ja was mit uns. Also ich würde sagen, wenn wir auf das schauen, was unsere in uns eingeborene Bestimmung ist, nämlich genau dieses freie Wesen wieder in die Welt zu bringen, auch eine gewisse Unabhängigkeit, aber auch eine gewisse Achtung und Respekt vor all dem, was mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt hat. Und natürlich auch da zu sehen, dass das ja nicht immer nur einfach war.

Und dass wir lernen dürfen, und das ist ja für mich nach wie vor so ein Wunsch oder auch eine Ausrichtung, dass die Männer wieder ein tieferes Bewusstsein für sich selber kriegen. Und ich nenne das ja dann so etwas wie einen natürlichen Stolz in sich aktivieren können. Ein Stolz, ein Mann zu sein.

Ich meine jetzt nicht so ein Ego-Stolz hier oben, was für ein toller Typ ich so bin, sondern ich glaube, wenn diese Prozesse initiativ laufen, dann richtet sich etwas in uns in einer ganz natürlichen, eigenen Weise auf. Also wie so eine innere Aufrichtung, zu dem zu stehen, ich bin ein Mann und ich habe etwas in mir und das trage ich gerne auch an die Frau ran. Ich glaube, das ist etwas, was uns eingeboren ist, dem wir vielleicht früher oder später lernen zu folgen.

Ich kann natürlich mein Leben lang in der Anpassung bleiben. Die größte Volkskrankheit, die wir haben, ist die Normopathie. Wir sind alle angepasst worden oder haben uns anpassen müssen.

Aber das ist nicht unser Ursprung und das ist auch nicht unsere Bestimmung. Wir dürfen den Mut haben, uns am Herzen zu folgen, wir dürfen den Mut haben, uns zuzumuten, wir dürfen den Mut haben, auch in Räume reinzugehen, wo wir nicht wissen, das macht das Leben ja aus. Das macht es ja auch lebendig und das macht es auch wertvoll.

Angepasst zu sein, in der Form auch vielleicht immer noch auch gebunden sich zu fühlen, also muttergebunden zu sein oder zu bleiben, das entfaltet keine große Kraft, meiner Meinung nach.

Daniel

Jetzt ist es ja so, dieser Schritt, das erwähnst du auch häufig und gerne, dass dieser Schritt der Abnabelung, der wird die Mutter verletzen. Das heißt, dieses Prinzip, ich bin mit meinem Sohn verbunden, das wird ja auf eine Art und Weise energetisch durchtrennt. Das heißt, das ist ein Prozess, den spüren Mütter tatsächlich real auch im Körper.

Nicht nur energetisch, sondern auch im Körper. Und das ist gerade eine große Schwelle für viele Männer, diesen bewussten Schritt zu tun im Sinne von, ich werde meine Mutter verletzen und ich mache das mit Berechnung und mit dem Wissen, dass es für mich und mein Leben notwendig ist. Was kannst du denn einem Mann empfehlen, der genau diesen Schritt tun möchte, um sein, ich weiß gar nicht, eigentlich nicht um sein Gewissen zu erleichtern, das wäre schon wieder Quatsch, sondern um für sich selbst diesen Raum zu kreieren?

Axel

Also ich würde mal so dahin stellen, dass glaube ich in jedem Mann so etwas liegt wie eine tiefe Sehnsucht. Und diese tiefe Sehnsucht ist auch gegründet, man sagen kann, in Freiheit. Wir können wieder diese zwei Grundpole vielleicht irgendwie so nochmal benennen.

Das männliche ist auf Freiheit angelegt, das weibliche auf Beziehung. Das sind beides wunderbare Kräfte, wenn die in Achtung und Würdigung liegen. In vielen Fällen haben wir selber häufig keinen Berufsein, die Männer keinen Berufsein davon und büchsen ständig aus oder sind ständig in der Kompensation von irgendetwas, statt der inneren, tiefen Freiheit folgen zu wollen.

Also den Impuls dessen, was ihn auf frei setzt, bleibt man eher in Form und nimmt halt andere Dinge, nur um das zu kompensieren. Nur auf Dauer würde ich sagen, mach das nicht freier und auch nicht glücklicher oder auch zufriedener. Und dieser Vorgang, allein die Idee, dass man glaubt, wenn ich bleibe in der Anpassung oder wenn ich bleibe in diesem mütterlichen Kontext, verletze ich nicht.

Das ist ja ein Irrglauben. Gerade dadurch, dass ich bleibe, verletze ich erst einmal mich selber und mein Gegenüber auch, weil ich nicht meinem eigenen Weg folge. Die größte Würdigung und die größte Achtung, die wir auch unseren Eltern geben können, ist zu danken, sich umzudrehen und zu sagen, jetzt gehe ich meinen eigenen Weg.

Und das ist ja das, was in unserer Bestimmung liegt, den ureigenen Weg zu gehen. Und das sind natürlich gute Möglichkeiten, dass sich auch da ein Berufsein entwickeln kann, was es wirklich braucht.

Daniel

Ich fasse nochmal zusammen, was wir jetzt besprochen haben, die Folge über. Also erstmal, und das fand ich sehr schön, dass du das mit eingebracht hast, die Mutterwunde und was wir in unserer Kindheit erlebt haben, ist kein Urteil über die Art und Weise, wie unsere Mütter waren. Sondern sie ist ein Aufruf für Männer, sich davon zu lösen, von dieser Erfahrung, von dieser Prägung und erwachsen zu werden.

Ein Mann, der sich nicht löst, bleibt eben in dieser ewigen Kindrolle. Und er wird diese Kindrolle auch immer wieder in Beziehungskontexten aufsuchen und einnehmen, weil er von seiner Partnerin erwartet, dass sie ihn hält, tröstet und liebt. Aber das ist ja nicht ihre Aufgabe, sondern es ist seine Aufgabe, sich zu befreien.

Und, Axel, jetzt bietest du ja auch ein Programm an, um da einen ersten Schritt zum Beispiel zu machen. Was kann denn ein Mann machen, um diesen inneren Prozess ohne Schuld und Vorwürfe oder Rebellion zu durchlaufen, sondern tief gegründet in sich selbst? Was ich so anbiete?

Zum Beispiel im Juni, im Naturpark Eifel.

Axel

Ja, also alles, was in meinem Leben gerade sich bewegt, ist ja genau dieser Vorgang, dass ich für Menschen, Männer und Frauen, aber natürlich speziell auch für Männer, Räume und Plätze gestalte, wo genau diese Prozesse auch in einer Form von Nachreifung geschehen können. Das Berufsein ist auch, wie unfrei sich manche oder viele Männer auch fühlen, gleichzeitig diese starke Sehnsucht nach Befreiung, also Befreiung, aber auch Freiheit. Dieser Akt der Befreiung führt ja in die Freiheit.

Und wie kann man mal sagen, viele Männer können ja erstmal auch gar nicht alleine sein, die brauchen ständig irgendwie immer was um sich. Kaum sind sie aus einer Beziehung raus, haben sie von den Nächsten am Start. Und damit, das ist ja das, was ich vorhin sagte, kompensieren wir eine tiefe Möglichkeit, mit uns selber tiefer in Kontakt zu kommen und zu gucken, wer bin ich denn auch, wenn ich mich mal von all diesen Dingen löse.

Und du hast vorhin gesagt, meine Worte sind ja, wenn ein Mann wieder lernt oder ein Berufsein davon hat, dass er was zu geben hat, dass er sagt, ich bin ein Mann und das und das habe ich zu geben, dann ist das eine ganz andere Kraft, als wenn ich in Beziehungen gehe und unterbewusst oder unbewusst läuft immer, ich will haben, ich will haben, ich will haben. Und diesen Switch, und das ist letztendlich ein initiatischer Prozess, dass wir tiefer wieder bei uns ankommen, herausfinden, wer wir sind, im besten Falle, was wir wollen, mit wem wir wollen, wohin die Reise geht. Das wären ja immer wieder initiatische Fragen, die uns im Laufe des Lebens immer wieder neu gestellt sind oder werden.

Und wenn man den Mut hat, diesen Weg wirklich zu gehen, und das braucht ja Mut, sich aus diesen Kontexten auch zu lösen und zu schauen, wer bin ich da eigentlich? Und wie bin ich vielleicht auch noch gebunden, also unfrei, wenn es um das mütterliche Prinzip geht? Das kostet, man kann immer nur sagen, oder ich sage das gerne, all diese Prozesse, da wo wir nicht freigekommen sind, die kosten ganz viel Lebensenergie.

Und meine Worte sind zum Abschluss, also ich bin nicht geboren, um zu leiden. Wo findet das Männercamp denn statt und wann? Das findet tatsächlich statt in Monschau, in dem Naturpark Eifel, vom 14.

bis zum 21. Juni. Ein unglaublich magischer, heilsamer Raumplatz, mitten in der Natur.

Und auch das ist ja etwas, was uns wieder zugutekommt, dass Männer wirklich wieder zurückgehen, back to the roots, also auch in die Natur wieder zurückfinden, sich aus diesem ganzen Komfortbereich, den wir uns ja gut eingerichtet haben, sich auch noch mal in einer anderen Weise erleben können. Ja, wer Lust hat, wer Mut hat, daran teilzunehmen, es gibt auch Plätze.

Daniel

Noch wenige Plätze verfügbar. Es sind nicht mal mehr zwei Wochen, also für alle Kurzentschlossenen ist es jetzt quasi der richtige Moment, um aufzubrechen. Genau, also lieber Zuhörer, wenn du spürst, dass du nicht ganz hier bist, dass deine Partnerin dich überfordert, dass du dich immer wieder selbst zurückhältst, dann schau mal hin, vielleicht gibt es ja in dir einen Teil, der noch an etwas anhaftet und eigentlich gerne losgehen möchte, um in dein eigenes Leben zu finden.

Im Männercamp werden eben solche Räume geschaffen, in denen du nicht nur darüber sprichst, sondern auch in Bewegung kommst. Raus aus dem Kopf, rein in den Körper im besten Fall und vor allem auch raus aus der Vergangenheit. Alle weiteren Infos dazu findest du in den Show Notes und damit senden wir dir ein Dankeschön, dass du uns zugehört hast, dass du uns auf dieser Reise in die Mutterwunde heute begleitet hast.

Wir freuen uns auf dich in der nächsten Folge. Ich sage Dankeschön, Axel, für die schöne Unterhaltung, die wir heute wieder hatten. Ich freue mich darauf, dich im Männercamp zu sehen.

Axel

Ich danke dir auch, Daniel, und auch den Zuhörern. Es sind spannende Themen, die uns alle mehr oder weniger angehen. Da auch den Mut zu haben, sich zu lernen, diesen Themen zu stellen, hat eine männliche Qualität.

Dass wir all diesen Dingen nicht mehr ausweichen. In diesem Sinne, bleibt lebendig. So soll es sein.