09. Okt. 2025
In dieser Folge sprechen Daniel und Axel über eine der tiefsten und heiligsten Beziehungen im Leben eines Mannes: die Mentorenschaft.
Warum brauchen Männer heute mehr denn je einen Lehrer, der sie sieht, herausfordert und in ihren Prozessen hält? Was unterscheidet einen Mentor von einem Coach oder Guru? Und wie sieht der „Vertrag“ zwischen Mentor und Initiant auf existenzieller Ebene aus? Auf gesellschaftlicher Ebene geht es um den Verlust von Vorbildern, Misstrauen gegenüber Autorität und die Vaterwunde. Auf existenzieller Ebene sprechen wir über die Verpflichtung zur Wahrheit – auf beiden Seiten. Und auf der archaischen Ebene geht es um die Linie der Lehrmeister – und warum Jesus vielleicht der größte Mentor aller Zeiten war.
Am Ende der Folge verraten Daniel und Axel, dass sie ein initiatisches Jugendcamp planen. Wenn du Interesse daran hast, melde dich bei uns.
Jeder Mann braucht jemanden, der weiter ist als er selbst. Einen, der ihn sieht in dem, was er ist, ihn fordert in dem, was er sein kann und der ihn hält in seinen Prozessen. In früheren Zeiten war das selbstverständlich.
Heute ist es leider sehr selten geworden. Die meisten Männer wachsen ohne Lehrer, ohne Initiation und ohne klare Führung auf. Mentoren sind die, die den Weg bereits gegangen sind, die uns durch die Dunkelheit begleiten, ohne uns den Schmerz abzunehmen, sie selbst zu erfahren.
In dieser Folge wollen wir darüber sprechen, warum im besten Falle jeder Mann einen Mentor braucht, was Mentorship wirklich bedeutet und warum diese Beziehung eine der heiligsten Verbindungen im Leben eines Mannes sein kann. Axel, ich freue mich, dass du da bist. Das ist natürlich eine Folge, die ist ja wie für dich geschaffen.
Wir wollen uns dieses Thema wieder auf drei Ebenen nähern und zwar gucken wir uns erst mal die gesellschaftliche Ebene an. Warum haben die Männer den Verlust der Vorbilder erlitten? Dann auf der existenziellen Ebene wollen wir uns den Vertrag zwischen Schüler und Lehrer ansehen.
Auf der erscharischen Ebene haben wir das Thema die Linie der Lehrmeister. Axel, vielleicht steigen wir mal mit der gesellschaftlichen Ebene ein. Wir leben ja in einer Zeit, in der Autorität misstrauisch betrachtet wird.
Kaum ein Mann möchte sich führen lassen und kaum ein anderer Mann will Verantwortung für andere Männer übernehmen oder für andere insgesamt vielleicht auch. Mentoren gibt es kaum noch und die, die es gibt, verstecken sich hinter Influencern, Coaches und Gurus. Der Unterschied zu einem richtigen Mentor, so wie ich es verstehe, ist aber, dass der Mentor von dir nichts möchte, außer dass du wächst.
Fangen wir mal mit dem Thema an, mit der Autorität. Warum, glaubst du, ist der Begriff der Führung heute so negativ besetzt, gerade auch unter Männern?
AxelJa, also ich meine, das ist so ein großes Thema, gerade Autorität. Wir sind ja eine Gesellschaft, wir haben ja vieles darüber erlebt und nicht nur Schönes. Ich spreche gerne von einer natürlich gewachsenen Autorität und keiner erzeugten.
Und was macht eine gute, gesunde Autorität aus? Da sind wir wieder bei dem Punkt, im besten Falle, dass ich um mich selber weiß, um meine Themen weiß und einen Umgang damit lerne. Es gibt ja in vielen Ebenen, auch gerade in Firmen, so Führerschaft.
Ich meine, allein das Wort ist ja auch was belegt. Aber was heißt gute Führerschaft? Und das hat ja viel mit Autorität zu tun.
Und in dem Fall, wenn wir jetzt auf den Mentor schauen, wenn der Initiant, der Heranwachsende, der sich einen Mentor sucht, in dem Mentor diese natürlich gewachsene Autorität spürt, ist er sicherlich auch bereit, sich auf diesen Mann, auf diesen Mentor auch einzubelassen. Wir haben ja auch eine Geschichte in Form von Erziehung. Es sind ja auch erstmal diese ersten autoritären Personen, denen wir begegnen.
Und da wird ja auch schon einiges grundgelegt. Wenn natürlich Impulse in dem Kind über was auch immer, Erziehungsmaßnahmen unterdrückt werden, dann wird Autorität auch natürlich anders belegt. Und sich wieder für Autorität zu öffnen, zu lernen.
Ich glaube, dahinter steckt auch eine tiefe Sehnsucht. Gerade auch in bestimmten Lebensphasen, wo wir mit Sicherheit, auch gerade wenn wir auf das Wort und den Begriff Mentor schauen, wo sich jeder Heranwachsende im besten Falle so etwas wie einen Mentor sucht. Meistens sehr unbewusst.
Aber man darf immer schauen, gerade auch in der pubertären Phase, wo die Heranwachsenden irgendwie genau spüren, dass sie in einen bestimmten inneren Prozess kommen. Und die Frage, die sich natürlich da stellt, wer bin ich denn eigentlich? Und was macht mich und was will ich im Leben?
Und wenn da sozusagen der Vater in manchen Fällen das nicht leisten kann. Man sagt auch, der Vater kann nicht der Mentor des Sohnes sein. Das ist immer einer, der nicht in diesem engeren Kreis der Familie sozusagen irgendwie gegründet ist.
Es braucht eine Person, die aus diesem aufgeladenen System der Familie auch außerhalb steht. Und man könnte jetzt sagen, so in unserer Gesellschaftssituation ist es ja häufig so, auch die Sehnsucht. Dann wären das die Sporttrainer, Fußballtrainer, Lehrer zum Beispiel.
Also wo auch darüber sozusagen etwas geschieht, worin sich die Sehnsucht nach einem Mentor irgendwie auch ausdrücken kann. Und ich glaube, das ist so wichtig und bedeutsam. Ich schaue auch gerne, wo wir auch gesellschaftlich stehen.
Und ich glaube, auch das ist so ein großes Thema, dass wir mehr und mehr erkennen auch, wie bedeutsam und wie wichtig solche Erreifungsprozesse sind. Und so ein Heranwachsender braucht auch eine Person neben sich, die A, wie du schon sagtest, die Prozesse natürlich selber durchlaufen hat und weiß, um was es da geht, aber gleichzeitig auch diese Autorität hat, den Initianten auch selber in der Erfahrung zu lassen. Ich finde das natürlich die große Herausforderung, dass wir nicht anfangen, die Jugendlichen zu missionieren und denen eine Meinung aufzudrücken, sondern dass wir sagen, okay, du bist auf der Suche, ich bin auf der Suche, wir suchen gemeinsam.
Also einen Raum zur Verfügung zu stellen, in dem der Initiant oder der Heranwachsende sozusagen einen Mentor hat. Und der Mentor dient so mehr als Geländer. Dass der merkt, er braucht ja die eigene Erfahrung, aber dass die Erfahrungen nicht in der Katastrophe landen.
Das ist auch so eine Aufgabe, dass der Mentor sozusagen dem Heranwachsenden nicht die Erfahrung nimmt, sondern ihn lässt selber die Erfahrung und ihn auch drinnen sieht. Und ich finde, das ist eine gute Haltung. Und das hat viel mit einer Haltung zu tun.
Also wenn ich mich überhaupt als Mentor sehe, was heißt das auch? Und auch das Bewusstsein ist da verloren gegangen. Ich glaube, viele Mentoren wissen gar nicht, dass sie Mentoren sind, wie viele andere, weil die das einfach so leben und vielleicht nicht das Bewusstsein dafür haben.
Aber im Kern ist das immer auch, ein Mentor ist auch wie ein Vorbild. Er ist einer, der um diese Prozesse weiß und der, wie ich schon sagte, in gewisser Weise durch seine Präsenz dem Heranwachsenden einen Raum zur Verfügung stellt, in dem er wachsen und reifen kann. Und das finde ich schon ganz, ganz, ganz wichtig.
Und da ist natürlich dieses Empfinden von Autorität eine gute Grundlage. Also keine Autorität, die etwas unterdrückt, sondern eher was hervorbringt, etwas hochhebt. Das finde ich eine schöne Sichtweise.
Das Potenzial des Heranwachsens erkennt und sagt, ja, super, ich sehe dich in deinem Prozess. Und jetzt gucken wir mal, wohin die Reise gehen will. Und das finde ich eine schöne Grundlage von Mentorenschaft.
DanielIch komme noch mal auf die Frage zurück. Woher kommt denn dieses Misstrauen aber gegenüber Autorität von vielen Männern? Robert Bley schreibt ja in seinem Buch der Eisenhans auch ganz viel über das Thema Misstrauen gegenüber älteren Männern, aufgrund dessen, dass die Jungen keine Verbindung mehr zu dem haben, was der Vater beruflich macht.
Das ist so das, was er als Grundlage sieht. Dass die Jungs deshalb irgendwie vielleicht den Glauben entwickeln, der Vater muss ja was Böses tun, sonst würde er mir ja zeigen, was er beruflich macht, wenn er was Gutes tun würde. Das ist ein spannender Ansatz.
Also offensichtlich scheinen ja die meisten Männer dieses natürliche Vertrauen in einen älteren Mann, in erster Linie erstmal ihren Vater, nicht mehr zu erlernen.
AxelJa, ich meine, da kann man schon diese Schritte oder diese Entwicklung auch sehen, dass unsere Väter und die Väter der Väter und deren Väter all das auch nicht mehr kennengelernt haben. Ich glaube, man spricht ja auch von dieser vaterlosen Gesellschaft. Ich glaube, der Richard Rohr hat mal geschrieben, dass sozusagen der nicht anwesende Vater für die jungen heranwachsenden Söhne die Folge wäre, wie so emotionale Krüppel, die daraus entstehen.
Dieser Begriff, der ist ja schon mal sehr, sehr, sehr aufgeladen. Also dass eine gewisse innere eigene Tiefe auch in der Emotionalität gar nicht mehr vermittelt wird. Und wir haben ja so Männerbilder erzeugt, deswegen sind die heranwachsenden Jugendlichen auch so anfällig dafür.
Im Kern suchen die eigentlich eine autoritäre Person. Man kann immer sagen, gerade in der pubertären Phase ist der Vater ja sehr bedeutsam, dass er mit seiner Kraft und seiner Autorität dem Sohn auch eine Grenze bieten kann. Und jetzt können wir mal gucken, wie läuft das denn heute?
Läuft das noch so? Und ich glaube, wenn man selber diese Erfahrung nicht in sich trägt, sind wir wieder in diesem, wie will der Sohn sozusagen sich orientieren, auch an einer gesunden männlichen Autorität. Und ja, das hat wiederum auch eine große Lücke oder ein Vakuum hinterlassen.
Und ich glaube, die Sehnsucht ist schon spürbar, aber das Misstrauen ist ja nicht umsonst gewachsen. Wie enttäuscht sind vielleicht auch viele Heranwachsende auch von der Gesellschaft, auch von der männlichen Gesellschaft, dass da kaum noch etwas stattfindet, woran sie sich irgendwie in einer gesunden Weise auch orientieren können.
DanielWas unterscheidet denn einen echten Mentoren von einem Coach oder Guru, dem vielleicht eher das eigene Ego im Vordergrund steht?
AxelNaja, du sagst es ja schon, wenn das eigene bei dem Mentor im Vordergrund steht, ist er kein Mentor. Also der darf sehen, dass das Potenzial in einem Jugendlichen Heranwachsenden, dass das sozusagen entfacht wird, dass der einen Zugang dazu kriegen kann. Und nicht, dass ich mich da drüber definiere und sage, Mensch, was für ein toller Coach oder Therapeut ich bin.
Und damit will ich jetzt nicht sagen, alle Coaches oder Therapeuten machen das so. Ich glaube, die sind ja auch so weit, dass sie vielleicht einen Berufsgang davon haben, was es auch heißt, ein gewisser stellvertretender Mentor zu sein, auch wenn Menschen kommen, Klienten kommen. Das ist ja nach wie vor ein großes Thema der Begleitung.
Und ich glaube, wenn das Bewusstsein dafür da ist, dann ist ein guter Mentor der, der sich wirklich zur Verfügung stellt und nicht versucht, diesen Menschen zu verändern. Ganz im Gegenteil, ihn stützt und ihn sozusagen aufrecht werden lässt. Dass er spürt, okay, so wie ich bin, bin ich grundsätzlich richtig und gut.
Und ich glaube, viele heranwachsen gerade in der pubertären Phase, man weiß das ja, durch diese ganze Hormoneinschüttung. Man sagt ja, die natürlichste, größte Krise ist die Pubertät. Was ist das für ein Wandel?
Also auch von dieser Jugendlichkeit in dieses Erwachsenwerden reinkommen. Und wenn die großen Themen, auch wie Sexualität und Identität, die in der Pubertät ja entfacht werden, wohin damit? In welcher Weise?
Und da braucht es Begleitung. Und ich weiß über alte Stammeskulturen, da gab es nicht nur die Eltern, die die Kinder heranwachsen, erzogen, will ich gar nicht sagen, sondern begleitet haben. Da war das ganze Dorf beteiligt.
Und was haben wir heute gemacht? Wir reduzieren das auf zwei, vielleicht drei Personen. Und in dem Kontext sind beide meistens nicht wirklich anwesend.
Also wo gibt es Möglichkeiten für diese Reifung und für diese Tiefe, wo der natürliche Prozess der Entwicklung stattfindet? Also Mentoren sind auf jeden Fall gefragt.
DanielDu hast vorhin gesagt, die wenigsten wissen überhaupt, dass sie so eine Rolle einnehmen. Welche Verantwortung trägt denn heute ein Mentor in einer Zeit, die kaum noch Orientierung für Jüngere bietet?
AxelJa, im besten Fall genau das, was ich sagte, dass uns die Verantwortung, die wir auch als initiierte Männer haben, dass wir uns zur Verfügung stellen. Und nun ist es ja auch so, dass ja häufig, also der Heranwachsende, der Initiant, der sucht sich den Mentor. Nicht der Mentor sucht sich den Schüler oder so.
Das ist so ein Prozess. Aber sich erstmal selbst als Mentor zu öffnen und zu sagen, okay, ich stelle mich zur Verfügung. Ich bin bereit, in dem Sinne vielleicht auch jugendliche Heranwachsende zu begleiten.
Auf dem Hintergrund, dass ich genau weiß, wie wichtig und bedeutsam das ist, dass es so etwas wie Mentorenschaft gibt. Und das ist ja in unserer Gesellschaft total, also mehr oder weniger, ausgestorben.
DanielDas ist gerade eine schöne Überleitung zum existenziellen Teil. Nämlich der Vertrag zwischen Schüler und Lehrer. Du hast gerade gesagt, der Initiant sucht sich seinen Mentor.
Und so wie ich das verstehe, ist das ja keine Form von Dienstleistung, sondern irgendeine altertümliche, ganz, ganz, ganz heilige Vereinbarung. Im besten Fall. Also der Schüler, der Initiant verpflichtet sich zu lernen, zu vertrauen und gleichzeitig Verantwortung zu übernehmen.
Und der Mentor verpflichtet sich, schonungslos ehrlich zu sein, auch wenn es weh tut. Und den Initianten in den Prozessen, die wir vorhin schon angesprochen haben, zu begleiten. Also es ist eine Beziehung, die auf einer sehr tiefen Form von Wahrheit beruht.
Nicht auf Bequemlichkeit. Und die der Initiant vielleicht so in der Form noch gar nicht kennt. Wie sieht denn für dich dieser, ich sage jetzt Vertrag, aber mir fällt kein besseres Wort ein, zwischen Mentor und Schüler, nach deiner Sicht aus?
AxelJa, vielleicht kann man es statt Vertrag Beziehung, wie sie mal sagen. Man baut ja im besten Fall eine tiefe Form auch von Vertrauen innerhalb dieser Beziehung von Mentor und Initiant auf. Da sind wir wieder bei dem Begriff, wenn der Initiant spürt, dass er dem Mentor vertrauen kann, dann ist auch eine gewisse Autorität, dem er gerne auch folgt.
Das heißt nicht, man muss den Mentor jetzt heilig sprechen, aber auch wenn der Mentor natürlich von sich erzählt und auch von seinen, ich sage mal, Entfaltungs- und Entwicklungsprozessen, die wir ja alle durchlaufen. Und so ist es ja häufig, dass man ja dem Initianten nicht die Erfahrung nimmt, sondern eher auch sagt, ja, ich kenne das auch. Und für mich war das so und so.
Und ich glaube, eine der größten Qualitäten der Initianten ist, dass sie wieder lernen dürfen zuzuhören. Also wenn die Mentoren, früher waren es ja die Geschichtenerzähler, dann saßen die im Kreis und dann wurden Erfahrungen sozusagen in Form von Geschichten irgendwie sozusagen vermittelt. Und da war das Zuhören, also ein Teil der Gruppe und ein Teil des Prozesses zu sein.
Und das ist ja häufig, wenn man jetzt mal so in unsere Gesellschaft schaut, also wer hat noch Zeit, wirklich sich auf etwas einzulassen und wirklich zu hören, was gesagt wird. Und ich glaube, diese Infos und diese bedeutsamen Aussagen von erfahrenen, vielleicht auch initiierten Männern, die sind Gold wert, weil das Orientierung schafft. Weil sie merken, es gibt so etwas wie einen Weg.
Und ich würde nach wie vor behaupten, dass wir auch in unserer Menschenentwicklung sehr orientierungslos in der Welt sind. Doch da kann man wieder sagen, wie viele Jahrhunderte liegt das schon zurück?
DanielDu hast gesagt, der Mentor, der beruft sich eher aus seiner eigenen Erfahrungen. Was darf denn der Mentor in dieser Beziehung fordern und was nicht? Also wie darf er den Initianten herausfordern und wie bringt er ihn denn auf diesen Weg, von dem du auch gerade gesprochen hast?
AxelNaja, das ist ja schon, wie du sagst. Indem er selberhaftig versucht zu sein und irgendwie auch dem Initianten die Möglichkeit gibt, selber zu entscheiden, wo er dahin will. Sonst ist da wieder einer, der sagt, mach das so.
Also ich würde immer sagen, wenn ich so auf meine Mentorenschaft schaue, also eine Möglichkeit aufzuzeigen und dem Initianten sozusagen auch die Entscheidung zu lassen. Machst du es oder willst du es oder willst du es nicht? Und ich glaube, darin liegt auch die Herausforderung.
Nicht, dass die sagen, du musst das jetzt so machen oder du sollst das so machen. Ich finde es wichtig, irgendwie auch diese Selbsterkenntnis zu gewinnen, in eine Erfahrung auch reinzuwollen. Also wirklich reinzuwollen.
Also diese Sehnsucht, das finde ich ist eine gute Aufgabe auch des Mentors, das Feuer zu entfachen und in gewisser Weise, dass es eben nicht ausbricht und grenzenlos wird, sondern auch eine gewisse Form kriegt, eine gewisse Richtung kriegt. Und das ist schon irgendwie auch die Aufgabe eines Mentors. Also nicht vor Erfahrung, auch nicht vor Scheitern irgendwie so bewahren wollen, was ja in vielen Fällen die Eltern ja gerne natürlich aus dieser tiefen Bindungsliebe heraustun.
Aber im Kern geht es ja darum, irgendwie auch den Initianten irgendwie eigene Erfahrungen auch im Scheitern machen zu lassen. Weil darüber entsteht ja Bewusstsein auch. Und nicht, ja, habe ich dir ja gesagt, hättest du mal auf mich gehört.
Das ist der verkehrte Ansatz. Sondern eher dann vielleicht dafür zu interessieren, wie erlebst du das Scheitern? Wie ist das für dich jetzt so mit der Erfahrung, die du da so gemacht hast?
Also dieses Interesse ist nach wie vor für mich eines der größten Kompetenzen auch, dass sich ein Mentor auch für den Initiaten wirklich interessiert. Und er sozusagen auch herausfinden will, hey, wer bist du?
DanielUnd das ist ja wie auch ein Geburtsprozess. Hast du schon mal die Erfahrung gemacht, du stellst dich ja bestimmt schon länger als Mentor auch zur Verfügung, dass ein Initiant so eine Art Abhängigkeit entwickelt hat?
AxelAlso ich persönlich jetzt nicht. Aber du, man kann ja alles ja wie auch in der Form von Abhängigkeit führen. Wobei, wenn der Mentor das ja entdeckt oder wahrnimmt, dann darf das thematisiert, dann muss das thematisiert werden.
Also Abhängigkeit, was heißt das? Abhängigkeit ist ja in der Weise, dass der Initiant sozusagen sich eher unfrei macht. Natürlich kann man gucken, was sind das für Themen, die ihn dazu veranlassen, in so eine Form von Abhängigkeit reinzugehen.
Und wir können das ja in vielen Fällen auch wiederentdecken, gerade wenn wir auf Beziehung schauen. Wie viele Männer stehen in einer tiefen Abhängigkeit auch zum Weiblichen nach wie vor? Da findet sich das Thema auch ganz schnell wieder.
Und ob das jetzt förderlich ist, wage ich jetzt mal zu bezweifeln.
DanielWir haben ja vorhin gesagt, der Mentor hat im besten Falle schon die dunklen Täler durchschritten, vor denen der Initiant sich selbst befindet. Was ist denn die Verantwortung eines Initianten oder eines Schülers in der Beziehung?
AxelJa, also eher, glaube ich, ist es ja auch ein Prozess, in die Verantwortung zu finden. Und da ist natürlich das Verhältnis natürlich auch bedeutsam. Also wie kann sich ein Initiant auch sozusagen in Verantwortung setzen, auch mit diesen Themen, auch mit diesen Entwicklungsthemen?
Das heißt ja auch immer, es stehen ja immer auch Entscheidungen im Leben an. Und ich glaube, der Mentor, also ich würde ja immer versuchen vorher oder versuchen nicht, aber zu vereinbaren, dass es so etwas gibt wie ein gegenseitiges Sich-Zumuten. Das ist wie so ein Vertrag oder eine Vereinbarung.
Und da drin irgendwie auch diese Verantwortung zu spüren, dass ich mich nicht zurücknehme, sondern auch wenn es unangenehm wird. Und das ist ja auch häufig so, gerade die unangenehmen Themen, die wir ja nie so gelernt haben, auch anzusprechen. Und da ist der Mentor natürlich in gewisser Weise auch gefragt.
Aber gleichzeitig auch den Initianten die Möglichkeit zu geben, das auch zu lernen, also auch in so einer Form der Verantwortlichkeit mit der inneren eigenen Wirklichkeit und Wahrheit zu kommen. Und auch nicht dem Mentor zeigen will, wie gut er was gemacht hat oder umgesetzt hat, sondern irgendwie auch Kritik zu üben oder zu sagen, Mensch, das finde ich jetzt doof. Also auch sich da drinnen zu erfahren, was das Ureigene irgendwie auch angeht.
Das ist ja auch jetzt wieder eine hohe Schwelle. Also wer in dem Alter ist so weit, dass er das, was er vielleicht auch gerade fühlt, so zu benennen. Und es ist immer auch so, ich sage mal, so ein Miteinander zu finden, dieses Interesse zu haben, den Jugendlichen auch heraus zu fordern.
Vielleicht auch irgendwie, Mensch, hör mal auf nur zu sagen, ich will wissen, was du fühlst. Also auch ihn da was zu fordern. Und ich glaube, das ist so eine gegenseitige Form auch der Verantwortlichkeit in der Beziehung.
Das ist ja wie auch eine Liebesbeziehung. Man ist auch mannvoll, sind beide für verantwortlich, wo das Schiff am Ende des Tages steht auf der Beziehungsebene. Und ich finde, das ist eine gute Form der Vereinbarung zwischen Mentor und Initiant oder Schüler oder wie man was nennen möchte.
Schüler mag ich auch nicht, da gibt es immer den Lehrer und den Schüler. Aber Initiant finde ich besser. Das ist der, der sozusagen in das Leben hinein initiiert werden will.
Der sucht sich ja im Kontakt zum Leben, wer bin ich da, was will ich da.
DanielIch fand das gerade schön, was du gesagt hast. Dieses an Grenzen heranführen auch aus Sicht des Initianten. Also der Mentor führt den Initianten ja im besten Falle an diverse Grenzen heran.
Und ich kenne das aus meiner Coaching-Arbeit auch. Es vergeht eigentlich selten eine intensive Prozesswoche, in denen ich nicht von meinen Coaches beschimpft werde auf irgendeine Art und Weise, weil ich sie an ihre Grenzen heranführe. Und das finde ich ganz wichtig, dass es auch spürbar wird, dass da eine Entwicklung passiert irgendwo bei den Initianten und dass damit auch diverse Emotionen hochkommen und vielleicht auch eine gewisse Konfliktbereitschaft entsteht und es auch mal Reibungspunkte gibt.
Und das finde ich immer etwas ganz Besonderes, weil ich dann meistens so zu Hause sitze und die Sprachnachrichten abhöre oder so und mich sehr freue darüber, dass diese Form von Energie spürbar wird. Okay, die Ascharchiebene. Du hast vorhin schon von der väterlichen Linie gesprochen, also die Linie der Väter.
Und für mich gibt es da auf jeden Fall einen Zusammenhang. Die Linie der Lehrmeister beginnt ja irgendwie auch mit den Vätern. Jetzt hast du gesagt, ein Vater kann niemals ein Mentor sein, aber trotzdem für den eigenen Sohn.
Aber der Sohn trotzdem ist ja das erste Vorbild, sage ich mal, im Sinne von, wie verhalte ich mich oder später vielleicht auch, wie grenze ich mich zum Verhalten meines Vaters ab. In beiden Fällen lernt ja der Sohn vom Vater. Also ist der Vater vielleicht nicht ein Mentor für den Sohn, aber auf jeden Fall erst mal ein Lehrmeister.
Und es gibt ja in allen alten Kulturen, gab es Mentoren, ob das jetzt Schamanen waren oder Meister oder Älteste, Männer, die das Feuer weitergaben, hast du vorhin gesagt. Das finde ich ist ein schönes Sinnbild. Und die Linie der Männer war ja früher ununterbrochen.
Und jetzt erleben wir zum ersten Mal seit jetzt zwei Jahrhunderten knapp, dass diese Linie halt unterbrochen ist. Und wenn wir uns jetzt die großen Mentoren der Menschheitsgeschichte anschauen, zum Beispiel Jesus Christus, der ja bis heute als einer der größten Lehrmeister gilt oder wenn wir jetzt Buddha nehmen, was bedeutete denn Mentorenschaft in archaischen oder spirituellen Kulturen früher?
AxelJa, die hatten schon hohen Stellenwert, weil die ein bestimmtes Wissen in sich getragen haben und das natürlich in der Weise auch. Und ich finde, das ist ja auch in unserem Sinne sowas verloren gegangen. Also all diese Prozesse, die früher ja initiiert wurden, dienten ja im besten Fall auch immer der Gemeinschaft.
Das war eben halt nicht so egoorientiert. Ich mache jetzt mal hier irgendwas für mich. Und all diese Prozesse dienten ja letztendlich dem Ganzen.
Und ich glaube, das haben die noch in einer guten Weise vermitteln können. Und dadurch hatten die natürlich auch eine besondere Stellung in so einer Gemeinschaft. Und die waren ja geachtet auch in ihren Aussagen.
Da war eben halt auch diese Autorität. Ich meine, es gibt ja immer so und so Erfahrungen. Aber das, was du ja jetzt auch benennst, also diese Christusfigur, das ist ja so etwas, was uns unserer westlichen Kultur entspricht.
Das ist ja der Weg, letztendlich, den wir alle zu gehen haben. Also Christus oder Jesus, das ist die Heldenreise, die wir zu gehen haben. Und der Initiantaf wissen, dass er auf einer Heldenreise ist.
Und der Held ist ja genau der, der auch bereit ist, an diese Grenzen zu gehen, um sich zu erfahren. So musste Christus ja auch lernen, sein Schicksal zu sich zu nehmen, seine Wunder zu sich zu nehmen. Also es sind alles Prozesse, die uns in unserem alltäglichen Dasein auch immer wieder berühren.
Und du sprichst jetzt diesen Bruch an. Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist. Wir sprechen von nicht mehr anwesenden Vätern.
Das verändert sich ja zum Glück wieder so ein bisschen. Aber auf der anderen Seite ist dieser Bruch ja noch nicht wirklich wieder in eine Verbindung gefunden, weil da sind zu viele offene Baustellen in unserer Gesellschaft, die das ja gar nicht irgendwie wieder in Verbindung bringen wollen. Deswegen so Männerarbeit oder Jugendarbeit ist wichtig und bedeutsam, dass da wieder ein Bewusstsein für entstehen will und darf und kann für solche Prozesse.
Und insofern ist jeder Mann, finde ich, bedeutsam, der sich für sich selber auch in seinem Mannsein interessiert und auseinandersetzt. Und in gewisser Weise auch über diese eigenen Prozesse ganz selbstverständlicherweise auch in so etwas reingeboren wird wie Mentorenschaft. Also wenn ich ja tiefe initiative Erfahrungen in mir trage, dann habe ich fast schon die Verantwortung, diese Erfahrung auch weiterzugeben.
Weil daraus entsteht ja wieder Bewusstsein. Und das ist natürlich erstmal auch ganz schön. Ich habe ja mit vielen Männern gearbeitet, die auch Väter sind und die dann natürlich auch anders auf ihre Söhne schauen und natürlich auch andere Bewegungen oder andere Impulse setzen können.
Also da verändert sich ja auch was. Und ich meine, es ist immer auch langsam, aber Veränderung kann man ja nicht machen. Die geschieht ja.
Aber ich glaube für jeden oder alles das, was geschieht,
AxelFür diese Themen, die sie mit sich bringen, ist heilsam. Heilsam und notwendig. Und sicherlich gibt es da auch große Unterschiede.
Wir hatten ja mal über, ich weiß gar nicht mehr, wie der heißt, dieser Amerikaner, der die jungen Männer da einsammelt, und da eine bestimmte Botschaft vermittelt. Also das finde ich natürlich auch sehr gefährlich, dass dann jemand sich da hinstellt und sagt so, und das hat für mich jetzt mit Mentorenschaft gar nichts zu tun. Gar nichts.
Das ist eher so, dass vielleicht das eigene Selbst da gepinselt wird.
DanielGibt es denn irgendwelche Rituale oder Übergaben, die dir so bekannt sind aus den Aschaichen Kulturen zwischen Initiant und Mentor?
AxelWas meinst du jetzt genau damit, mit Übergaben?
DanielIrgendwelche Übergaben im Sinne von, du hast jetzt deinen Weg mit mir abgeschlossen oder sowas.
AxelAch, du meinst so Anfang und Beginn oder so, Anfang und Ende oder so. Ja, ich meine, wenn man ja so vielleicht auch initiatisch arbeitet, dann weiß man ja, dass es immer so etwas braucht auch, um einen Beginn zu markieren und auch ein Ende. Da ist immer die Frage, wann ist so eine Mentorenschaft, wenn ich jetzt einen Jugendlichen längere Zeit begleite?
Auch da braucht es irgendwann so etwas wie eine Abnabelung. Sonst kommt genau das, was du ja vorhin beschrieben hast, dann entsteht da vielleicht irgendwie eine längere Form von Beziehung, die dem Initianten letztendlich nicht guttun. Und dadurch, dass wir natürlich gerade gute Beziehungen, die wir entwickeln, oder auch gerade eine Beziehung zum Mentoren, die auch sehr heilsam ist, uns davon auch wieder zu lösen, ist ja auch ein Prozess.
Und da ist der Mentor meiner Meinung nach auch für verantwortlich, ein ganz klares Endritual zu zelebrieren, wie immer man das gestalten will. Okay, danke, und hier hört die Zeit auf und jetzt gehst du deinen Weg weiter. Und dann kommt vielleicht der nächste Mentor.
Aber wichtig ist auf jeden Fall, dass er ein Bewusstsein hat, um welche Bewegungen des Lebens es irgendwie so geht. Und dass Krisen zum Beispiel im Leben immer wieder auftauchen werden und dass sozusagen etwas gelernt wird, wie gehe ich mit Krisen um? Weiche ich der Krise aus, was wir ja meistens tun, oder stelle ich mich dieser Krise?
DanielIch würde gerne nochmal auf Jesus als Archetyp des Mentors eingehen. Und zwar habe ich mir hier ein paar Stellen rausgesucht, ein paar Bibelstellen sind das wahrscheinlich, oder Zitate. Zum Beispiel hat Jesus ja gesagt, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Also er hat quasi aus initiatischer Sprache gelernt, dass sein Sein zum Weg geworden ist. Und für ihn war nicht mehr das Ziel wichtig, sondern er hat festgestellt, dass sein Ziel in ihm liegt, in seinem Sein. Oder er war halt nicht nett.
Wir haben vorhin über diese Wahrhaftigkeit gesprochen. Er konfrontiert die Heuchler und ruft sie zur Umkehr auf, zerstört falsche Selbstbilder, aber trotzdem mit Güte und Weichheit, sage ich mal. Und ein Aspekt ist ja noch, und dann komme ich zum Schluss, er wäscht ja seinen Jüngern auch die Füße.
Das heißt, er hat erkannt, dass obwohl er ein König ist, dass er trotzdem in den Dienst von anderen tritt, aus seiner Rolle heraus. Und das finde ich sehr spannend. Also aus initiatischer Sicht, aus archetypischer Sicht, könnte man sagen, dass Jesus diese vier klassischen männlichen Archetypen vereint.
Den König, der ordnend ist, aber auch liebend und dienend. Den Krieger, der für Wahrheit kämpft und der auch vor seinem persönlichen Schicksal nicht zurückschreckt. Den Magier, der die unsichtbaren Gesetze versteht und den Liebhaber, der das Leben bis in den Tod hinein liebt.
Das finde ich ganz spannend, dass es quasi, wie formuliere ich das jetzt, dass es quasi geschichtliche Figuren gibt, die sozusagen diese Mentorenschaft schon vor Tausenden von Jahren so tief, also dass es eine Sehnsucht gab, dass es schon Persönlichkeiten vor Tausenden von Jahren in irgendeiner Form in diese Perfektion geschafft haben, die ja auch überliefert wurde. Wie können wir denn als Männer wieder zu dieser Form von Dienst zurückkehren? Im besten Falle.
AxelJa, also das stimmt ja. Ich glaube einfach, Mentorenschaft ist nicht nur so ein Wort, sondern vielleicht auch ein Prinzip des Lebens, was sich schon vielleicht von Anbeginn an so offenbart hat, auch in Gestalten, die ja auch mythologisch dann immer auch so Vorbilder sein können oder uns erinnern, welchen Weg wir zu gehen haben. Ich bin jetzt auch nicht bibelfest, aber ich weiß, wenn man das Buch, also die Bibel unter initiatischen Sichtweiten betrachtet, da ist da häufig sehr viel Wahres dran, nämlich das zeigt uns den Weg, auf den wir letztendlich alle zu gehen haben als Mensch, unterschiedlich Mann oder Frau, das ist vollkommen Wurscht.
Und wir dürfen wieder lernen, also jeder Mensch, auch wenn man jetzt auf die Männer schaut, dass jeder Mann sich sozusagen auch dafür interessiert, wer er wirklich in der Tiefe ist. Also da sind wir wieder bei dem Begriff, auch wenn wir jetzt vielleicht schon ältere Jahre sind, aber bestimmte Reifungsinitiatische Prozesse haben wir vielleicht noch nicht durchlaufen. Aber ich glaube, das ist Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt so etwas wie, ich sag mal so, in eine Form von Dienst gehen können.
Also du hast das Archetyp des Königs, wenn der König nicht um seinen Wert weiß, seinen inneren Wert, dann braucht er das Volk, um sich als König zu fühlen. Das heißt, das ist wie eine Form von Missbrauch, die dann läuft. Also er hat das nicht in sich, sondern er braucht das Äußere, um in sich sozusagen dieses Wertsein zu fühlen.
Und ich würde sagen, ein guter König weiß um seinen Wert. Und erst wenn wir in diesem Wert gegründet sind, dann können wir wirklich dienen. Weil in dem Wert so viele Essenzen sich vereinen, wie dieses tiefe Wissen, wer ich bin, die Liebesfähigkeit, auch das Kriegerische.
Du hast ja mit diesen vier Grundarchetypen so angesprochen. Aber das sind Qualitäten, die uns eingeboren sind. Und sich dafür zu öffnen, herauszufinden, wer ich bin.
Und wenn ich diesen Prozess in mir aktiviere, dann stelle ich mich schon in den Dienst für das Ganze. Man kann immer sagen, wenn ich weiß, wer ich bin, wie dient das dann meinen Mitmenschen und dem Ganzen? Und ich glaube, das ist die größte Aufgabe, die wir auch haben.
Weil wir haben ja alle diese Frage, wer bin ich denn jetzt wirklich? Und was ist meins? Wir kommen ja in gewisser Weise immer wieder auf diese initiatischen Fragen zurück.
Wer bin ich? Und das ist eine der tiefsten Fragen unserer Menschheit. Und auch Christus hat ja so etwas gemacht wie 40 Tage in der Wüste.
Das war seine Visionssuche. Und dann ist er da rausgekommen und hat seine Bestimmung gefunden. Also nicht gefunden, sondern er ist in Kontakt mit seiner Bestimmung gekommen.
Und ich glaube, das Erste, was er dann gemacht hat, ist er dann in die Tempel gegangen und hat die ganzen Händler da rausgeworfen. Raus aus dem Haus meines Vaters. Das waren kriegerische Handlungen.
Und damit hat er sich natürlich auch angreifbar gemacht, verletzbar gemacht und so weiter. Und das sind natürlich Prozesse, die wir in gewisser Weise ja wieder lernen dürfen. Sichtbar zu werden, uns auch mit dieser tiefen inneren eigenen Qualität, wenn man jetzt mal so auf die archetypische Sichtweise guckt, wieder zu verbinden.
Also mein Bild ist ja, dass uns all diese Qualitäten ja eingeboren sind. Und wir haben im tieferen Sinne den Kontakt dazu verloren. Und das ist die eigentliche Reise.
Und das fängt ja schon vielleicht in dieser Phase der heranwachsenden Jugendlichen an, dass die genau mit dieser Frage nach Identität ja auch konfrontiert werden. Und wenn es da keine Möglichkeiten gibt, sich zu orientieren, gehen die verloren in dieser Vielfalt.
DanielDann wird aus Instagram der Mentor, nach dem Sie suchen. Ja, wir haben jetzt gelernt oder ich habe verstanden, dass prinzipiell jeder Mann in irgendeiner Form einen Mentor in seinem Leben braucht. Und irgendwann wird er auch Mentor für andere.
Mentorenschaft ist aber hier kein Titel, sondern es ist eine Aufgabe. Und wie erkenne ich denn jetzt als konkrete Handlungsempfehlung für die Zuhörer? Wie erkenne ich denn, dass jemand ein geeigneter Mentor für mich ist?
AxelJa, ich glaube, das kann man nicht so wirklich einfach beantworten. Außer, dass sich sozusagen etwas aus diesem Moment heraus initiiert. Das ist wie ein tiefes Fühlen, ein tiefes Spüren.
Man könnte auch sagen, das ist wie ein tiefer Ruf, der auf einmal erklingt. Und häufig ist es ja, dass der Mensch, dem ich begegne, so etwas wie Interesse in mir weckt oder eine Neugier. Und das ist schon mal eine gute Voraussetzung, dass sozusagen entweder der Initiant sich bewusst oder unbewusst auf eine Bewegung, auf eine Suchbewegung nach einem Mentor gemacht hat.
Häufig ja sehr unbewusst. Du hast jetzt gerade auch nochmal die ganze Instagram und die ganze digitale Geschichte. Das sind ja alles Ersatzgeschichten für etwas.
Aber darin findet ja kein persönlicher Kontakt statt. Aber die Sehnsuchtbewegung, die wird darüber sozusagen deutlich. Das ist immer die Frage, wie das Medium genutzt wird, um die Fragen, die in mir sind, ganz schnell zu beantworten.
Und ich sage ja immer, gute Fragen soll man vor vorschnellen Antworten schützen, weil das den Prozess initiiert. Und jetzt sind wir in so einer schnelllebigen Zeit. Wir gehen zack, zack, zack und dann hast du, was auch immer, auch mit KI hast du 150.000 Antworten und Ratschläge. Aber das impliziert nicht die Erfahrung selber. Und ich glaube, alles so, wie ich das Leben verstehe, wir können noch so viel lesen, noch so viel wissen. Und wenn darin keine wirklich lebendige Erfahrung gegründet ist, nutzt mir das alles nichts.
Dann nutzt mir das nichts. Dann habe ich ein Wissen, aber keine wirklich auch vielleicht initiativen, körperlichen Erfahrungen mehr. Deswegen sind ja so diese Initiationsrituale ja auch in dieser Tiefe, haben ja sozusagen diese Tiefe ja auch mit sich gebracht.
Oder bringt das ja immer noch mit sich.
DanielWir haben ja gerade den Archetypen des Mentoren kurz mit Jesus behandelt. Gibt es eine Liste von Eigenschaften, wo du sagen würdest, über die sollte ein Mentor verfügen?
AxelJa, ich weiß das nicht unbedingt, Eigenschaften. Ich meine, jeder Mensch hat ja bestimmte Qualitäten. Und wenn er darum weiß, ist das schon mal gut.
Aber das, was ich so als vielleicht auch Grundvoraussetzungen so sehen würde, wäre, dass dieser Mann, dieser Mentor, um seine Wunde und seine Verletzung weiß. Dass er um seine Form und Struktur weiß. Wie er auch gelernt hat, so mit diesem Prinzip, der Wunde und der Verletzung, einen Umgang zu finden.
Wenn das Thema, und das ist ja nicht einfach mal betrachtet und dann ist das Thema weg. Sondern das wird uns ja in unterschiedlichen Lebenssituationen immer wieder auch berühren wollen. Und die Frage ist ja, und das ist ja eines der größten Initiationen, dass wir lernen dürfen, die Wunde zu uns zu nehmen.
Und der Robert Bleibe schreibt das ja auch so schön in dem Augenblick. Durch das Tor der Wunde dringt das gewaltige Reich der Seele wieder ein. Das heißt, dann gewinnen wir wieder einen tieferen Kontakt zu uns selber.
Und dann wird das, was uns damals mit größter Sicherheit an Grenzen geführt hat, wird die Wunde fruchtbar. Und dann entstehen auch diese, ich sage mal, Qualitäten wieder, die wir als Mentor in der Weise dann auch zur Verfügung stellen können.
DanielFür andere, die eine ähnliche Wunde erlitten haben und die sich an ähnlichen Prozessen erinnern.
AxelÄhnliche Wunde, jede Wunde ist ja eigen. Aber in gewisser Weise, das Prinzip der Wunde trifft uns alle. Ich sehe die Wunde als ein Prinzip an.
Und damit werden wir konfrontiert. Und dann ist natürlich da auch die Frage, die entsteht, wer bin ich eigentlich?
DanielGibt es denn einen Zeitpunkt, in dem ein Mann spürt, jetzt ist es Zeit, mich selbst als Mentor zur Verfügung zu stellen?
AxelJa, ich würde schon sagen, es braucht gewisse Lebenserfahrung. Also ich glaube, ein 20-Jähriger wird ja auch auf seine Art und Weise, auch wenn es sind ja manchmal so Jugendbegleiter oder Jugendleiter, die auch mit jüngeren irgendwie an diesem Punkt in gewisser Weise auch so eine Mentorenschaft eingehen. Aber vielleicht nicht so in dieser Tiefe, die es dann haben kann oder haben wird.
Wenn ein Mentor auch ein gewisses Alter und eine gewisse Lebenserfahrung in sich trägt. Und ich glaube, ja, das ist so etwas, wo ich glaube, so etwas vielleicht auch ganz natürlicherweise in uns entsteht, dass wir spüren, das, was wir selber geschenkt bekommen haben, vielleicht vom Leben, auch eine Herausforderung, dass darin auf einmal ein ganz natürlicher Impuls ist, das auch weitergeben zu wollen. Also dass das, was wir selber erfahren haben, auch an Erfahrung in all diesen unterschiedlichen Tiefen und Bereichen, dass wir das auch als ein Geschenk sehen können, dass das einen Wert hat.
Und dass dieses Geschenk und dieser Wert sozusagen, dass wir den auch zur Verfügung stellen. Und das hat was mit einer Haltung zu tun. Ich meine, wir gucken jetzt so auf die Heranwachsenden und vielleicht gibt es ja viele andere Menschen auch, die auch auf die Heranwachsenden schauen, wie vieles gar nicht gut läuft.
Man merkt ja, wie ausgeufert das ist, wie grenzenlos das geworden ist. Und dann kann man natürlich das Werten betrachten und sagen, was ist denn mit denen los, die spinnen ja alle. Und auf der anderen Seite kann man sich natürlich für interessieren und schauen, ja, denen fehlt was.
Und dadurch, dass die Entwicklungsbewegung ja sozusagen initiiert ist, aber keinen Gegenüber kriegt oder das nicht in Kontakt kommt, geht das immer weiter, diese Suchtbewegung, über viele Grenzen hinaus. Jetzt sind wir wieder bei diesem Thema, Suche und Sucht. Wie viele Jugendliche fallen dann irgendwie auch in so eine Suchtstruktur, auch als Kompensationsbewegung der eigenen Entwicklungsbewegung?
Weil da nichts ist, was sich da für sie auch selber so anbietet.
DanielWir haben ja gerade auch über diese Linie der Männer gesprochen. Vielleicht abschließend als letztes Thema, wie kultivieren wir denn diese Linie der Männer weiter, vielleicht im Leben des Zuhörers oder in seinem Umfeld?
AxelJa, du stellst immer gute Fragen und ich kann eigentlich immer nur auf ähnliche Antworten stoßen. Ich glaube einfach, dass gerade wenn wir auf das Thema Männer oder Männlichkeit schauen, da ist großer Bedarf, dass die Männer in gewisser Weise anfangen, sich wirklich auf den Weg zu machen. Und ich meine jetzt nicht so Pseudomäßig mal, ich mache mal sowas.
Dass das Bewusstsein stärker vielleicht in ihnen auch reifen darf, dass sie sozusagen ja eigentlich, nicht eigentlich, sondern wirklich über und durch das Leben aufgefordert sind, diesen ureigenen Weg zu gehen und dem nicht mehr ausweichen. Und das hätte ja, wenn ich jetzt mal so schaue, wenn dieses Bewusstsein wächst und wächst, wären bestimmte Grundthemen in unserer Gesellschaft auch nicht mehr so vorherrschend. Und das ist leider ein Dilemma, was da passiert ist, also auch ein Drama.
Wir haben ja ein paar Mal schon darüber gesprochen, ich sehe ja nach wie vor die Männer so als reaktiv an und nicht mehr wirklich im handelnden Prinzip. Das ist ja auch ein Ausdruck von etwas. Also es gibt so viele Bereiche, wo man erkennen kann, wie wenig oder wie viel sozusagen an Initiationen noch gefragt sind, damit da auch in der Tiefe eine andere Form von Entwicklung und auch eine andere Form des in sich gegründeten Seins auch mit diesen männlichen Qualitäten entstehen darf und will.
Also ich kann immer nur sagen, Mut, wirklich den Mut, den Stab so in die Hand zu nehmen oder das Zepter und sagen, okay, ich stelle mich denn. Ich mache mich auf den Weg. Und da gibt es sicherlich ja schöne und viele Angebote, denen man so folgen kann.
Eins ist natürlich unser Männercamp, 107 nächstes Jahr wieder. Das sind so initiatische Räume, sieben Tage, sieben Nächte. Da wirklich diese Prozesse und man kann ja mal sagen, egal wie alt man ist, es ist nie zu spät, ein tieferes Bewusstsein für sich selber auch zu entdecken und zu erforschen oder auch in sich zu entdecken.
Ja, also den Mut zu haben, wie auch immer, welcher Weg gegangen werden will, aber wenn der Weg wirklich gegründet ist, auch vielleicht in dieser initiatischen Sichtweise und eine Tiefe und eine Reifung mit sich bringt, wunderbar. Und ich finde, notwendiger denn je.
DanielDer Ruf nach den Ältesten. Ja, also vielleicht abschließend. Ich habe jetzt verstanden, wenn wir als Männer keine Mentoren an unserer Seite haben, dann ist das Risiko hoch, dass wir ohne Führung unserer eigenen Grenzen übergehen.
Ja, ein Beispiel dafür ist halt, dass wir uns dann in Drogen, Frauenarbeit oder Erfolg flüchten. Aber aus meiner Perspektive ersetzt kein Erfolg den Blick eines Mannes, der dich sieht und sagt, ich kenne den Weg, den du gehst, denn ich bin ihn selbst gegangen. Mentorenschaft ist für mich daher auch das Rückgrat jeder gesunden Form von Männlichkeit.
Abschlussimpuls, Axel. Wer war denn bisher der größte Lehrer?
AxelAlso wenn du mich so direkt fragst, der größte Lehrer war das Leben selbst. Aber was so an Personen, ich habe ja auch so im Vorfeld mal so, ich habe wirklich in meinem Leben oder in meiner Lebenslinie doch viele Mentoren geschenkt bekommen. Angefangen damals vom Fußballtrainer, dann Ausbilder damals in meinem Modellbauberuf, dann auch natürlich irgendwie in meiner Entwicklung, meiner therapeutischen Entwicklung.
Es gab viele, die ich sozusagen in dieser Mentorenschaft gefunden habe und die das auch so beantwortet haben. Und da bin ich natürlich sehr, sehr dankbar. Deswegen, ich weiß auch, wie förderlich und wie unterstützend das ist, wirklich so sich auf Mentorenschaft einzulassen.
Und das war mir selber damals gar nicht so bewusst. Ich meine so als Jugendlicher, Fußballtrainer oder irgendwelche Vorbilder. Aber im Grunde genommen war die Suchbewegung immer da.
Und ich habe, wenn ich jetzt so zurückschaue, habe ich immer irgendwie auch Menschen getroffen, die für mich sehr, sehr, sehr bedeutsam geworden sind. Also auch damals so ein Ausbilder, den ich hatte, der mich ausgebildet hat in meinem Handwerksberuf. Werde ich nie vergessen, Klaus Otte hieß der.
Das war ein Mann, da kann ich mich nur niederwerfen. Also der hat mich sehr, sehr, sehr berührt. Der hat mich sehr, sehr gefördert auch.
Und dann auch in meiner Ausbildung, der Anton Eckert war so einer. Das sind so Männer in dem Fall. Ich glaube, die haben immer einen Platz in meinem Herzen.
DanielSchöne Worte. Ja, lieber Zuhörer, dann stellt ihr doch auch mal die Frage jetzt gerade, wer waren denn deine bisher größten Lehrer? Wer hat dich so berührt, wie Axel das gerade beschreibt?
Und vielleicht denk mal drüber nach, wem du selbst einmal als Mentor dienen möchtest. Da wir gerade vom Dienen sprechen, wir stellen uns natürlich auch in den Dienst und wir sind gerade in der Planung, ein Jugendcamp ins Leben zu rufen, ein initiatisches Jugendcamp, unter anderem mit Axel und mir. Falls ihr darüber noch etwas wissen möchtet, schreibt es gerne in die Kommentare oder nehmt Kontakt zu uns auf.
Weitere Details folgen dann demnächst in den nächsten Folgen. Und genau, Axel hat es gerade schon angesprochen. Ein Weg ist natürlich das Männercamp 107.
Auch dazu findet ihr Infos in den Shownotes. Ansonsten nehmt gern Kontakt zu uns auf. Axel, hast du noch abschließende Worte?
AxelNein, ich habe zu viel gesagt.
DanielOkay.
AxelJa, dann danke, lieber Zuhörer.
DanielDanke, lieber Zuhörer. Ja, danke fürs Zuhören. Wir bleiben in Kontakt.
Axel, ich bedanke mich auch bei dir. Ich bedanke mich bei mir. Danke für dein So sein.
Ich fand die Folge sehr interessant und ich freue mich bereits auf die nächste Folge.
AxelSo soll es sein. Danke dir auch, Daniel.